Engelshöhe: Wenn eine ganze Siedlung vergammelt
Die Mieter auf der Engelshöhe in Vohwinkel fühlen sich von den Besitzern und den Verwaltern im Stich gelassen.
Vohwinkel. Es gab Zeiten, da fühlte sich Sabine Gabriel richtig wohl auf der Engelshöhe in Vohwinkel. Die Häuser waren gepflegt, die Nachbarschaft bildete eine echte Gemeinschaft, und wenn die heutige Rentnerin ein wenig Natur erleben wollte, genoss sie ihre Zeit einfach auf den Grünanlagen der kleinen Siedlung.
Mittlerweile denkt Gabriel mit ganz anderen Gefühlen an die Engelshöhe, wo sie seit 42 Jahren wohnt. Von den Fassaden bröckelt der Putz ab, es gibt Löcher in den Wänden, die Gebüsche sind zugemüllt und einen Gärtner haben die Wiesen und Sträucher schon lange nicht mehr gesehen. „Kein Wunder, dass hier immer mehr Leute wegziehen. Da, im Haus Nummer 61, sind nur vier von 18 Wohnung vermietet“, sagt Gabriel, während sie kopfschüttelnd auf die teilweise leeren Häuser zeigt und tief durchatmet.
Geht es nach Gabriel, kam der Wendepunkt 2006. Damals verkaufte der alte Eigentümer, Kleinwohnungsbau aus Düsseldorf, die Häuser an den international operierenden Fond „Beate Property Holding GmbH“ mit Sitz im Steuerparadies Isle of Man und 1300 Wohnungen im gesamten Bundesgebiet. Dieser besitzt die Häuser zwar, sieht sie aber nur als Wertanlage und verwaltet sie nicht selbst. Drei verschiedene Hausverwalter stellten sich seit 2006 den Mietern vor, doch auf die Probleme der Bewohner gehen sie laut Gabriel nicht ein.
Das sieht man der Siedlung an. Der kleine Spielplatz zwischen den Häusern ist eine Mischung aus Ruine und Müllhalde, die Treppen sind zugewachsen und auch in den Häusern liegt einiges im Argen. Sabine Gabriel traut sich nicht mehr für längere Zeit auf ihren Balkon — aus Angst, Teile des darüber liegenden könnten herunterkommen. Andere Mieter klagen über ausfallende Heizungen, vor zwei Wochen gab es tagelang keinen Fernsehempfang. Doch es sind nicht nur die sichtbaren Schäden, die die Mieter beschäftigen. Es ist das Gefühl, vergessen zu werden. „Hier vergammelt alles“, sagt Bewohner Horst-Dieter Kalb, „überall liegt Müll, es kommen immer mehr Ratten“.
Einer, der diese Probleme kennt, ist Heinz Colligs, Pressesprecher bei Treureal. Die Mannheimer Hausverwalter-Gesellschaft ist seit Juli für die Häuser auf der Engelshöhe zuständig, weißt die Verantwortung aber von sich: „Der Eigentümer hat uns bislang nicht genügend Mittel zur Verfügung gestellt. Und wir dürfen nur Geld ausgeben, das wir von den Eigentümern bekommen“, sagt Colligs. Allerdings hätte Treureal von den Banken des Beate-Fonds „Signale erhalten, dass bald Geld fließt“. Ob dieses aber zuerst für die Wuppertaler Häuser ausgegeben wird, ist unklar. Colligs: „Wir können den Mietern leider keinen Zeitpunkt nennen.“ So bleibt es, wie sich Gabriel fühlt: „Wir Mieter sind die Dummen.“