Facebook-Gerücht bedroht Geschäft in Vohwinkel

Weil dem örtlichen Traditionsladen Lilly vom Wege in den Sozialen Netzwerken das Aus prophezeit wurde, ließen die Kundenströme nach.

Foto: Stefan Fries

Vohwinkel. Für das Traditionsgeschäft Lilly vom Wege waren es schwierige Wochen. Bereits seit den 50er Jahren ist der Standort für modebewusste Kunden aus dem Wuppertaler Westen fester Teil des Vohwinkeler Zentrums. Doch zuletzt machten falsche Schließungsgerüchte die Runde. Trotz der Bemühungen des Personals, das Missverständnis aufzuklären, wurde die vermeintliche Geschäftsausgabe am Kaiserplatz besonders in den sozialen Netzwerken heiß diskutiert. „Das Gerücht hielt sich hartnäckig und hat am Ende dazu geführt, dass immer weniger Kunden kamen“, berichtet die langjährige Mitarbeiterin Manuela Strack.

„Die Leute wollten auch ihre Gutscheine einlösen und haben gefragt, wann denn der Räumungsverkauf beginnt“, erzählt sie. Diese Entwicklung sei geschäftsschädigend gewesen. „Dabei ist an dem Gerücht überhaupt nichts dran und wir schließen definitiv nicht“, betont Manuela Strack. Sie brachte entsprechende Zettel am Schaufenster an und postete mehrere Einträge in den Internetforen. „Seitdem ist es besser geworden“, sagt Strack.

Woher das Gerücht kommt, kann sie nicht definitiv sagen. Die Vermutung liegt allerdings nah, dass es mit den jüngsten Geschäftsaufgaben in der näheren Nachbarschaft zusammenhängen. Besonders schmerzlich ist für die Vohwinkeler das Aus des Haushalts- und Eisenwarenspezialisten Feuerstein an der Kaiserstraße. Der alteingesessene Familienbetrieb musste wegen massiver Umsatzeinbußen seine Pforten schließen. Zu groß war die Konkurrenz durch neue Billiganbieter und die Internetversandhäuser. Auch ein Lottogeschäft und ein Elektroladen stehen in der Nähe derzeit leer.

Auf der anderen Seite gibt es im Vohwinkeler Zentrum eine positive Entwicklung durch neue Großprojekte. Die Lienhardplatz-Randbebauung ist so gut wie abgeschlossen. Bis zum Sommer soll hier eine Außengastronomie den zentralen Stadtplatz beleben. Voraussichtlich Ende 2018 wird der geplante Kaufland-Supermarkt auf dem ehemaligen Gebhardgelände eröffnet. Dieser stößt allerdings nicht auf ungeteilte Zustimmung. Viele Bürger empfinden ihn als überdimensioniert.

Durchaus nachvollziehen kann diese Einschätzung die Vohwinkeler Werbegemeinschaft Aktion V (Siehe Infokasten). „Allerdings bietet der Kaufland für Vohwinkel auch eine große Chancen“, betont die zweite Vorsitzende Annette Raabe-Vehlow. Sie hält eine positive Sogwirkung für möglich, die zu neuen Geschäftsansiedlungen führen könnte. „Wir müssen auf die neuen Entwicklungen reagieren und es gibt nun mal leider immer weniger inhabergeführten Einzelhandel“, sagt Annette Raabe-Vehlow. Für das ehemalige Feuerstein Ladenlokal beurteilt sie die Chancen einer Wiederbelebung positiv. Die zweite Aktion V-Vorsitzende verweist außerdem auf die neue Gastronomie im ebenfalls traditionsreichen Restaurant Alter Kaiser. Dieses stand über ein Jahr leer.

Seit einigen Wochen werden hier italienische und gutbürgerliche Spezialitäten serviert - mit großer Resonanz der Gäste. Derweil läuft das Geschäft bei Lilly vom Wege wieder relativ normal. „Natürlich spüren auch wir die Konkurrenz durch das Internet, aber wir haben viele Stammkunden“, sagt Manuela Strack. Sie würde sich für das Vohwinkeler Zentrum unter anderem wieder ein Schuhgeschäft wünschen. Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD) ist erleichtert darüber, dass sich die Gerüchte der Lilly vom Wege Aufgabe mittlerweile zerschlagen haben. „Wir sind froh über jedes Fachgeschäft, das Vohwinkel erhalten bleibt“, sagt Fragemann. Dafür wolle sich auch die Politik einsetzen und unter anderem das Gespräch mit der Aktion V suchen. Die Einflussmöglichkeiten seien allerdings begrenzt. Immerhin habe auf Druck der Bezirksvertretung die Ansiedlung weiterer Spielhallen und Wettbüros im Stadtteilzentrum verhindert werden können.