Wo der Qualm der Dampflok die Wäsche ruinierte
Auf der WZ-Wanderung erzählt Stadtführer Jürgen Holzhauer Geschichten.
Vohwinkel. „Da nimmt der Opa die Oma ganz fest in den Arm und drückt ihr einen dicken Kuss auf.“ Stadtführer Jürgen Holzhauer zeigt schmunzelnd auf das etwas versteckte Relief über der Eingangstür des Vohwinkeler Bahnhofs. Die rührende Ankunftsszene mit den beiden Senioren ist leicht zu übersehen. „Ich bin schon hundertmal hier vorbeigekommen, aber das Bild ist mir nie aufgefallen“, sagt Barbara Börgerner verblüfft.
Bei einem besonderen Rundgang durch den Wuppertaler Westen konnten die Teilnehmer den Stadtteil mit anderen Augen kennenlernen. Eingeladen hatten dazu das Stadtmarketing und die Westdeutsche Zeitung. Knapp 30 Bürger erlebten spannende Orte und bekamen außerdem einen Einblick in die bewegte Historie Vohwinkels.
Jürgen Holzhauer hatte zahlreiche Anekdoten auf Lager und leitete die Tour mit jeder Menge bergischem Humor. „Auf dem Bahnsteig gab es früher sogar einen Friseur. Da konnten Reisende mal eben die Rübe kappen lassen“, scherzt der Stadtführer.
Anschließend ging es weiter nach „Qualmhausen“, wie die Bewohner oberhalb des mittlerweile abgerissenen Lokschuppens ihr Quartier früher nannten. „Der Qualm der Dampfloks hat nicht selten die frisch aufgehängte Wäsche ruiniert“, erzählt Jürgen Holzhauer.
Bei den Teilnehmern kam der äußerst lebendig gestaltete Rundgang gut an. „Es gibt immer etwas Neues zu entdecken“, findet etwa Vohwinkeler Wolfram Braun. Heinz Willi und Claudia Hölters sind ebenfalls sehr angetan und wollen den Spaziergang mit ihren erwachsenen Kindern wiederholen.
Die Gruppe erkundete auch das Dichterviertel, wo ein Besuch des 70er Jahre Ladens „Del Sol“ anstand. „Vohwinkel hat nach wie vor viel zu bieten“, betont Holzhauer.
Am Ende gab es eine Unterrichtsstunde, wie zu Urgroßvaters Zeiten in der Schulhistorischen Sammlung. Leiter Rolf Platte geht in seiner Rolle als Pauker der Kaiserzeit voll auf und tritt passend mit Gehrock und Vatermörder auf. „Darauf hatte ich mich besonders gefreut“, sagt Teilnehmerin Margot Wolfgang.