Vorsicht! Die Kröten wandern wieder

Am Aprather Weg kreuzen besonders viele Kröten die Fahrbahn. Es werden Helfer gesucht, um das Massensterben zu verhindern.

Wuppertal. Wenn die Dunkelheit anbricht, macht sie sich mit einem Eimer und einer Taschenlampe auf den Weg. Schon seit Wochen wartet sie auf den Beginn der Krötenwanderung und kontrolliert jeden Abend den Aprather Weg. Drei Kilometer ist die Strecke lang, auf der sie bis Mitternacht die Amphibien einsammelt: Von der Einmündung Eschenkamp, Richtung Wülfrath, bis zur Eisenbahnbrücke kreuzen Erdkröten, Frösche und Molche die Straße, um zu ihren Laichgewässern zu gelangen. „Hier liegen fünf Teiche, ein Feucht-Biotop und Bäche“, sagt Petra Marie Schmidt. Seitdem die gebürtige Hernerin an den Aprather Weg gezogen ist, sammelt sie im Frühjahr die Tiere ein. „In diesem Jahr kann ich das gar nicht bewältigen.“

Wegen des langen Winters verharren die Kröten noch in der Winterstarre. „Erst, wenn die Nächte frostfrei sind und sich der Boden auf acht bis zehn Grad erwärmt, laufen die Tiere los“, erklärt sie. Einen Boom befürchtet die Tierliebhaberin. Die Natur ist in diesem Jahr einige Wochen im Rückstand. Normalerweise sind die Kröten im März über mehrere Tage verteilt gewandert. „Sie werden jetzt alle auf einmal aus ihren Verstecken kommen. Und dann passiert hier ein Massaker.“ Obwohl die Geschwindigkeit auf 50 Kilometer pro Stunde begrenzt ist, werde die Straße oft als Rennstrecke missbraucht, so Schmidt. „Wenn die Autofahrer mich hier sehen, wie ich die Kröten einsammle, hupen viele, drängen mich von der Straße und überfahren die Tiere.“ Amphibienschutzzäune können am Aprather Weg nicht aufgestellt werden. „Zu viele Ausfahrten und Straßeneinmündungen unterbrechen den Straßenrand“, erklärt Schmidt.

Oft muss sie mit ansehen, wie ihre Hilfe zu spät kommt und den Kröten eine weiße Blase aus den Mäulern hängt. „Durch den entstehenden Druck der vorbeifahrenden Autos werden die Organe verletzt. Die Tiere sind hoch empfindlich“, erklärt Susanne Varnhorst vom Ressort für Umweltschutz. Aus diesem Grund fordert Schmidt eine Sperrung der Straße für die Tage, an denen die Wanderung der Kröten extrem ausfällt. „Aus verkehrstechnischer Bedeutung kann die Straße nicht gesperrt werden“, erklärt Kathrin Petersen, Sprecherin der Stadt. Tempo 30, welches das Sterben der Kröten wegen der Organverletzungen verringern würde, sieht auch Varnhorst als Möglichkeit. „Ich werde die Lage noch einmal prüfen lassen.“

Wenn die Erdkröten sich in den nächsten Tagen auf Wanderschaft machen, wird Petra Marie Schmidt keinen ruhigen Fernsehabend mehr verleben. „Wie soll ich mich entspannen, wenn 100 Meter weiter ein Massensterben passiert?“ Sie hofft auf viele Helfer und das Verständnis der Autofahrer: „Umso langsamer gefahren wird, desto mehr Tiere können gerettet werden.“