Immobilienpreise Verliert das Häuschen in Remscheid bald an Wert?

Remscheid · Studie sagt sinkende Immobilienpreise in der Nachbarstadt voraus – das stößt auf Skepsis bei Fachleuten vor Ort.

Der Traum vieler Remscheider: Das eigene Häuschen, wie hier im Albert-Strasmann-Weg.

Foto: Roland Keusch

Die Immobilienpreise kennen, auch in Remscheid, eigentlich nur eine Richtung: nach oben. Doch das könnte sich in einigen Regionen bald ändern, sagt der „Postbank Wohnatlas“. Die vom Hambuger Forschungsinstitut HWWI erstellte Kaufpreisprognose hat gleich für mehrere deutsche Landstriche Preisrückgänge von mehr als einem Prozent pro Jahr bis 2035 ausgemacht. Neben großen Gebieten im Osten, mehreren Ruhrgebietsstädten und Teilen des Saarlands auch für Remscheid.

Grund dafür sei, dass das Institut in diesen Regionen von einem Bevölkerungsrückgang ausgehe, erklärt Oliver Rittmaier, Pressesprecher der Postbank: „Für Remscheid wird beispielsweise ein jährlicher Bevölkerungsrückgang von 0,4 Prozent prognostiziert.“ Mit der Zahl der Einwohner, so die Studie, sinken gleichzeitig auch die Nachfrage und die Kaufkraft.

In der Folge geht HWWI davon aus, dass die Immobilienpreise in Remscheid zwischen 2021 und 2035 durchschnittlich um 1,52 Prozent pro Jahr sinken. Dabei betonen die Autoren der Studie aber auch, dass es sich um „jährliche Durchschnittswerte für die gesamte betrachtete Region“ handele: „Je nach Anbindung, Lage und Ausstattung können sich im Einzelfall deutliche Abweichungen von den Durchschnittswerten ergeben.“

Vor Ort in Remscheid stößt die Studie allerdings auf Skepsis bei Fachleuten. „Die Erklärung ist mir zu einfach“, sagt zum Beispiel Denis Semicic, Geschäftsführer des Gutachterausschusses. Der Ausschuss erfasst alle geschlossenen Immobilien-Kaufverträge in Remscheid und hält so die Entwicklung der Preise nach. Die gehe „im Moment jedes Jahr nach oben“, sagt Semicic. „Und ich sehe da auch kein Ende der Fahnenstange.“

Das Interesse von Kapitalanlegern an Remscheid steigt

Denn nach wie vor übersteige die Nachfrage das Angebot deutlich. Was sich wohl auch nicht grundlegend ändern würde, wenn Remscheid bis 2035 wirklich wie vom HWWI prognostiziert 5,8 Prozent der Bevölkerung, also rund 6500 Menschen, verlöre: „Das wären dann ja nicht alles potenzielle Immobilienkäufer.“ Stattdessen sieht Denis Semicic derzeit eher weitere Interessenten hinzukommen, ohne dass diese nach Remscheid ziehen. „Man muss sich inzwischen von dem Gedanken frei machen, dass es sich hier nur um einen lokalen Markt handelt.“ Anleger, die bisher in Köln oder Düsseldorf aktiv waren, würden längst auch nach Remscheid schielen.

 Ähnlich sieht das auch Bianka Nau vom Immobiliencenter der Stadtsparkasse, die ebenso eine Nachfrage beobachtet, die das Angebot weiterhin weit übersteigt. Zudem registriert auch sie seit wenigen Jahren ein steigendes Interesse von Kapitalanlegern an Remscheid. Und: Es sei eher unwahrscheinlich, sagt Nau, dass sich Remscheid, wie in der Studie vorhergesagt, schlechter entwickele als die bergischen Nachbarn Solingen und Wuppertal: „Da sitzen wir doch alle in einem Boot.“

Dass sich das Preis-Niveau für Immobilien in absehbarer Zeit stabilisiere, sei hingegen wahrscheinlich, sagt Bianka Nau: „Das kann ja nicht ewig so weitergehen.“ Das gelte dann aber für den gesamten deutschen Markt - vielleicht mit einer Ausnahme für Metropolen. Viel eher als die Bevölkerungsentwicklung wirke sich nämlich vermutlich die Entwicklung bei den Zinsen auf die Preise aus, sagt Denis Semicic. Steige der Zins, was sich bereits abzeichne, sinke die Zahl der Interessenten. Aber das gelte dann eben für ganz Deutschland.