Vortrag: „Die Rechenmaschine läuft heiß“
Uni-Professor Mättig berichtet über das Higgs-Teilchen.
Wuppertal. 125 Giga-Elektronenvolt (GeV) - bei dieser Energieeinheit wollen Physiker im europäischen Kernforschungszentrum Cern im Juli mit großer Wahrscheinlichkeit das sogenannte Higgs-Teilchen — auch „Gottes Teilchen“ genannt — nachgewiesen haben. Peter Mättig war dabei: Der Professor für Elementarteilchenphysik an der Bergischen Universität betreut das Mega-Projekt mit, an dem rund 10.000 Forscher aus der ganzen Welt beteiligt sind. Etwa 50 von ihnen kommen aus Wuppertal: „Die Bergische Uni hat wesentliche Beiträge zu dem Projekt geleistet“, sagt Mättig.
Am Montagabend referierte er im Rahmen des Physikalischen Kolloquiums zur Frage: „Endlich gefunden? LHC (Large Hadron Collider) findet Signal für das Higgs-Teilchen“. 100 Zuhörer — darunter viele Gasthörer — folgten seinen Ausführungen. Der große Zuspruch wundert Mättig nicht: „Ich habe es selten erlebt, dass eine Entdeckung so eine große Resonanz findet“. Stimmen die Ergebnisse der Forscher, dann haben sie mit dem Higgs-Boson (siehe Kasten) die Frage geklärt, wie elementare Teilchen Masse bekommen können. Dafür haben die Forscher in einem 27 Kilometer langen Beschleunigerring — dem sogenannten Large Hadron Collider (LHC) — mit hoher Energie Atomkernbestandteile aufeinander geschossen.
4,5 Milliarden Messergebnisse mussten ausgewertet werden. „Unsere Rechenmaschinen liefen heiß“, sagt Mättig scherzhaft. Seit 1998 seien die Wuppertaler Physiker offiziell am Cern beteiligt. Unter anderem haben sie den Pixel-Detektor und das elektrische Kalorimeter am Atlas-Teilchendetektor entwickelt, der die Elementarteilchen darstellt. Zeit, die Beine hochzulegen, haben Mättig und sein derweil Team nicht: „Wir müssen die Messergebnisse präzisieren“, sagt der Physiker, der alle zwei Wochen nach Genf fliegt. In den kommenden Jahren soll die Kapazität des Teilchenbeschleunigers ausgebaut werden. „Die Arbeit ist wahnsinnig aufregend“, sagt der Forscher.
Wie in der Atomphysik vor 100 Jahren wisse heute niemand, wie das Higgs-Teilchen das alltägliche Leben verändern könne. Schließlich brennt doch noch eine Frage unter den Nägeln: Haben die Physiker in Cern nun wirklich das „Gottes Teilchen“ entdeckt? Mättig: „Was man sagen kann: Wir haben ein neues Boson gefunden. Wahrscheinlich ist es das Higgs-Teilchen“. Aber es gebe noch Raum für weitere interessante Entdeckungen — an denen auch Wuppertaler beteiligt sein werden.