Wenn der Räuber zuschlägt

Immer wieder werden ältere Menschen in Wuppertal überfallen. Der Weiße Ring hilft Opfern und gibt präventive Tipps.

Wuppertal. Es sorgte in der vergangenen Woche für Aufregung in Wuppertal: Ein Räuber-Duo überfiel eine gehbehinderte Seniorin. Die 75-Jährige ist auf Krücken angewiesen, also für jeden sichtbar eingeschränkt — und für das Duo offenbar ein sichtbar leichtes Opfer. Direkt vor der Haustür der Seniorin entrissen die Täter ihr die Tasche. Dass die alte Frau dabei stürzte und sich am Hinterkopf verletzte, beachteten die Räuber nicht. Sie werden weiter von der Polizei gesucht.

Zumindest gefühlt häufen sich die Übergriffe auf ältere Mitmenschen — auch in Wuppertal. Im vergangenen Monat wurde ein Heroinsüchtiger verurteilt, weil er in Vohwinkel einen Mann (76) bei einem Überfall verletzt hatte. Der 76-Jährige ist so schwer krank, dass er nicht einmal als Zeuge vor Gericht aussagen konnte.

Ein Nachbar sagte aus, dass man dem Mann seine Parkinson-Erkrankung auf den ersten Blick ansehe. Im Juli schilderte eine 68-jährige Frau ihr Leben nach dem Überfall durch die mittlerweile verurteilten „Pizza-Räuber“: „Früher bin ich gerne gewandert, heute traue ich mich kaum noch auf die Straße.“ Unter Tränen sagte sie: „Ich möchte so nicht weiterleben.“

Nach Auskunft der Wuppertaler Polizei ist eine Häufung von Überfällen auf Senioren allerdings nicht zu belegen. Die Statistik weise keine höheren Fallzahlen als in den vergangenen Jahren auf. Dies bestätigt die Außenstelle Wuppertal des Weißen Rings: „Wir verspüren auch keine Häufung der Fälle. Aber fest steht: Senioren gehören zu einer Personengruppe, die besonders gefährdet ist“, sagt Manfred Guth vom Weißen Ring.

Der ehrenamtliche Mitarbeiter des gemeinnützigen Vereins kümmert sich um die Opfer solcher Überfälle. Dabei hilft oft schon das einfache persönliche Gespräch, das Erlebte besser verarbeiten zu können. Bedürftigen Opfern kann der Verein auch mit finanzieller Hilfe zur Seite stehen. Bis zu 250 Euro Direkthilfe kann die Außenstelle Wuppertal direkt auszahlen. Viel wichtiger ist aber meistens die Hilfe in Beratungsgesprächen — etwa vor Gerichtsterminen — und die Vermittlung an professionelle Therapeuten.

Neben der Opferhilfe bietet der Weiße Ring auch Präventionsberatung an. „Wir gehen oft in Begegnungsstätten für alte Menschen und beraten dort“, erklärt Guth. Und schränkt ein: „Der erste Ansprechpartner für Tipps dieser Art bleibt aber die Polizei.“ Die Wuppertaler Polizei und die Stadt haben für diesen Zweck das Programm „Senioren für Senioren“ ins Leben gerufen. Seit 2007 beraten dabei von der Polizei geschulte Senioren in Sachen Prävention. Das reicht von simplen Tipps („Den Geldbeutel nicht in der Handtasche, sondern am Körper tragen.“) bis hin zur Beratung, wie man sich an der Haustür verhalten solle.