Patente: Kratzer am Image der bergischen Erfinder-Region
Die Informationstechnologie punktet, die Automobilwirtschaft verliert. Es mangelt an Forschungs-Kooperationen mit der Uni.
Wuppertal. Das Bergische hat sich schon häufig als die Erfinderregion präsentiert. Die vergleichsweise hohe Zahl an Patentanmeldungen stärkte diesen Ruf in den vergangenen Jahren. Doch nach einer neuen Studie ist das mit der Erfinderregion derzeit nicht so weit her. Im Gegenteil.
Per Abfrage bei der europäischen Patentdatenbank stellte sich für den Bereich Automotive heraus, dass die Zahl der Anmeldungen aus dem Bergischen zurückgeht und die Region im Verhältnis zu anderen europäischen (München, Göteborg, Budapest, Eindhoven, West Midlands) deutlich schlechter abschneidet. Nach der Studie des Europäischen Instituts für internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Bergischen Universität unter Leitung von Prof. Dr. Paul J. J. Welfens wird das Innovationspotenzial im Bergischen trotz der starken Kompetenz im Bereich Automotive nicht ausreichend genutzt.
Demnach bröckeln die Beziehungsnetzwerke sogar. Zusammenhängende Netzwerke seien kaum zu erkennen, stattdessen handele es sich eher um „eine Ansammlung von einzelnen Komponenten“. Forschungsinstitute seien in diesen Beziehungen nicht vertreten. Fazit: Offenbar gelinge es Unternehmen wie auch Politik nicht ausreichend, die Universität als Wissensproduzent zu nutzen und in Forschungskooperationen einzubeziehen.
Einige der Empfehlungen der Studie: Eine Initiative, um die Innovationen zu beschleunigen, vielleicht sogar über ein An-Institut der Uni; universitäre Weiterbildungsangebote für Automotive-Manager; eine internationalisierte Wirtschaftsförderung mit Internetauftritten in englischer, französischer, chinesischer und russischer Sprache; grenzüberschreitende Netzwerke sowie bessere Vernetzungen im Bereich Energiemodernisierung und zwischen Gesundheitswirtschaft und Informationstechnologie.
Die Studie für die Hans-Böckler-Stiftung wurde von Verdi Wuppertal und IG Metall Wuppertal mitfinanziert. IG-Metall-Chef Knut Giesler spricht angesichts der Dynamik im IKT-Sektor (siehe Kasten) und der hohen Automotive-Dichte von einem Rohdiamanten. Der müsse jedoch geschliffen werden. Denn Regionen, in denen die Firmen besser mit Unis kooperieren, haben ein stärkeres Wachstum. Und das Bergische sei derzeit zwar stark bei Prozessen und Arbeitsabläufen, nicht jedoch bei neuen Produkten.