WZ TV: „Kein Krisengezeter“ - Gesine Schwan trifft auf die Bergische Wirtschaft

Wie können die Bergischen der Finanzkrise trotzen? Das war das zentrale Thema beim Neujahrsempfang der IHK. Präsident Friedhelm Sträter will zwar kein Krisengezeter, doch das Vertrauen in die Politik ist derzeit nicht groß.

Wuppertal. Rekordteilnahme beim Neujahrsempfang der IHK in der Stadthalle: Mehr als 1000 Gäste hat es dabei nie zuvor gegeben - und das, obwohl einige CDU-Mitglieder wegen des Auftritts von Gesine Schwan auf einen Besuch verzichten. Der kleine Seitenhieb des IHK-Präsidenten Friedhelm Sträter in diese Richtung: "Es entspricht dem Demokratieverständnis unserer IHK, sich mehrere - auch andere - Meinungen anzuhören. Nicht mehr und nicht weniger."

Die SPD-Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten selbst nimmt von Aufregungen dieser Art keine Notiz, bemerkt das vom CDU-Fraktionschef Bernhard Simon angekündigte demonstrative Verlassen des Saals unmittelbar vor Beginn ihrer Rede nicht einmal. Gesine Schwan widmet sich lieber dem Versuch, wieder eine Basis für Vertrauen zu schaffen, einen neuen Gesellschaftsvertrag einzufordern, die Verantwortung jedes Einzelnen hervorzuheben und eine Lanze für die soziale Marktwirtschaft zu brechen. Schließlich will sie den Gästen auch zeigen, "dass diese linke Schwan etwas von Wirtschaft versteht".

Die schwächelt zwar, doch mit Krisengezeter will Sträter nicht in das neue Jahr starten. "Schnell und brutal" nennt er die Art, in der die Wirtschaftskrise die bergischen Unternehmen erfasst, trotzdem. Was nun zu tun ist? Der IHK-Chef mahnt, die Spielregeln stärker zu beachten. Wer Riesen-Renditen anstrebe, der könne das ja machen, müsse aber auch bereit sein, "höhere Verlustrisiken selbst zu tragen". "Renditejunkies" empfiehlt er Bildschirmschoner mit dem Satz: "Du bis selber für Dein Tun verantwortlich. Solltest Du scheitern, gehe zurück auf Los."

An Ministerpräsident Jürgen Rüttgers appelliert Sträter, den bergischen Kommunen dazu zu verhelfen, ihre Projekte überhaupt finanzieren zu können. Auch in diesem Jahr sieht sich Sträter dabei veranlasst, diesen Wunsch erstens zu ergänzen und zweitens die Politik an Zusagen vergangener Tage zu erinnern. "Und zwar - wie versprochen", ohne die bergischen Kommunen "gegenüber den Ruhrgebietsstädten zu benachteiligen" - und erhält dafür viel Applaus.

Denn das Vertrauen in Ministerien wird auch innerhalb der Wirtschaft offenbar enttäuscht. So will die IHK den Unternehmen das Konjunkturpaket näher erläutern und fragt deshalb beim Bundesministerium für Wirtschaft nach Unterstützung: Die Antwort: "Man wolle nicht die berechtigten Erwartungen der teilnehmenden Unternehmen enttäuschen. Sträter dazu: Na, das ist doch mal eine klare Ansage."