Filiale auch in Wuppertal Wirtschaftskrimi um den Wurst König

Wuppertal · Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Insolvenzverschleppung.

Der Aufsteller verspricht nach wie vor Herzhaftes von der heißen Theke. Doch die ist schon lange kalt.

Foto: Roland Keusch

Die Currywurst für 2,50 Euro, die Bockwurst für 2,25 Euro. Zweieinhalb Monate nach der Schließung verheißt der Aufsteller hinter der Glastür weiterhin Herzhaftes von der heißen Theke. Die ist zwar schon lange kalt. Doch auch die Tische und Stühle und die Registrierkassen gibt es noch in der verlassenen Filiale von Wurst König an der oberen Alleestraße in Remscheid. Hier hat niemand etwas ausgeräumt. Das Allee-Center hat die Räume und Werte, die sich darin befinden, gesichert.

Die Staatsanwaltschaft Essen hegt derweil weiter den Verdacht einer Insolvenzverschleppung gegen die Wurstwarenkette. Drei Strafanzeigen liegen dem zugrunde. Erstattet wurden sie von eigenen Beschäftigten sowie einer Lieferfirma. Beiden dürfte die Wurst König GmbH & Co. KG, die in Remscheid zwei seiner 16 Filialen in Nordrhein-Westfalen führte, noch so einiges Geld schulden.

Rückblick: Vor Weihnachten geht den Verkäuferinnen von Wurst König an der oberen Alleestraße die Ware aus. „Wir haben keine Lieferung bekommen“, sagen sie. Am 30. Dezember ist der Verkaufsraum dann geschlossen und die heiße Theke bleibt endgültig kalt. Allen anderen Filialen im Land geht es nicht anders. Geld haben die Frauen für Dezember keines bekommen. Lieferanten bleiben auf unbezahlten Rechnungen sitzen. Und auch das Allee-Center sieht keinen Cent der fälligen Miete.

Von dem neuen Mann, der seit Herbst die Geschäfte führen soll, ist nichts zu sehen und zu hören. Angeblich lebt er in einem Dorf an der Südküste Siziliens. Kontakt zu ihm gibt es nicht.

Gegenüber der Redaktion sprechen Wirtschaftsjuristen bald von einer „illegalen Firmenbestattung“. Das Prinzip: Ein Strohmann im Ausland übernimmt die Geschäfte. Der ist für niemanden zu erreichen, und während die Gläubiger noch nach einer Anschrift suchen, werden in Deutschland die Vermögenswerte beiseitegeschafft.

Verschiedene Medien aus Remscheid und NRW kontaktieren die Staatsanwaltschaft Essen mehrmals, doch die Strafermittler brauchen lange, bis sie aktiv werden. Auf nochmalige Nachfrage heißt es dann am 7. Februar: „Ich kann bestätigen, dass bei der Staatsanwaltschaft Essen aktuell ein Ermittlungsverfahren gegen die verantwortlich Handelnden der Wurst König GmbH & Co. KG wegen Insolvenzverschleppung anhängig ist.“

Mehr als einen Monat später würden „die finanziellen Verhältnisse des Unternehmens umfassend geprüft”, erklärt Leif Seeger, Sprecher der Essener Strafverfolgungsbehörde, heute. Ob die Ermittler dem sizilianischen Geschäftsführer auf die Spur gekommen sind? Dazu erteile die Behörde grundsätzlich keine Auskünfte, sagt Seeger und verweist auf die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen.

Die Firmenleitung ist abgetaucht

Von den Rechten der rund 200 Verkäuferinnen und Mitarbeiter des Unternehmens ist derweil kaum die Rede. Wie berichtet, haben einige ihren Lohn beim Arbeitsgericht eingeklagt und Recht bekommen. Wurst König soll den ausstehenden Lohn zahlen. Aber was ist das Urteil wert? Die Firmenleitung ist abgetaucht. Manche Frauen haben einen neuen Job gefunden. Verkäuferinnen sind gesucht, das ist ihr Glück. Dennoch sind sie wütend und traurig über das Ende ihrer Firma. Und manche haben auch weiterhin Angst.

„Das sind Mafiamethoden“, sagt eine der Frauen, die auf der Alleestraße an der heißen Theke stand. Sie habe erlebt, wie zum Jahresende das Bargeld aus der Kasse und die letzten Wurstzipfel aus der Filiale geholt wurden. „Mit diesen Leuten“, sagt sie, „lege ich mich nicht an“.