Talflimmern Engels-Stück mit Julia Wolff erlebt seine analoge Premiere

Wuppertal · Schauspielerin Julia Wolff schlüpft bei „Talflimmern“ in Wuppertal in die Rolle des Sozialrevolutionärs Engels.

Julia Wolff und Torsten Krug bei den Proben.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Seine virtuelle Premiere mit dem Corona-bedingten Verweis des Publikums auf die digitalen Endgeräte hat das Stück von Torsten Krug Mitte Januar erlebt, dann folgten vier weitere Ausstrahlungen von „Ich kann des Nachts nicht schlafen vor lauter Ideen des Jahrhunderts“.

Nun feiert der von Schauspielerin Julia Wolff gesprochene Monolog mit Zitaten von Friedrich Engels am kommenden Sonntag, 22. August, eine Premiere: Dann wird das einstündige Stück zum Abschluss der Open-Air-Kino-Reihe „Tal­flimmern“ erstmals vor einem analogen Publikum aufgeführt.

Autor und Regisseur Krug sowie Schauspielerin Wolff freuen sich, dass sie den in Kooperation mit der „Börse“ entwickelten „Hybrid aus Film und Theater“, so die Ankündigung, nun vor echtem Publikum zeigen können.

Derzeit laufen im Café Ada die letzten Auffrischungsproben, ist es doch schon ein paar Wochen her, dass Wolff das Stück gespielt hat. „Die Texte sind sehr anspruchsvoll, haben eine besondere Grammatik“, berichtet sie nach einer Probe. Gleichwohl seien die Textpassagen aber auch „ironisch gebrochen“, ergänzt Krug.

Hinzu kommt, dass das Stück nicht nur ein Theatermonolog ist, sondern auch ein Stück über Dreharbeiten zu einem Stück. So steht neben Wolff auch die Kamerafrau Laura-Alina Blüming auf der Bühne. Sie filmt die Darbietung Wolffs, die Aufnahmen werden – quasi in einer selbstreferentiellen Volte – auf eine Leinwand übertragen. Die Zuschauer sehen ein Stück und gleichzeitig den Film dazu. „Ich bin mal gespannt, wo die Leute mehr hinschauen – auf die Bühne oder die Leinwand“, sagt Krug.

Stück soll zeigen, dass Engels
eine sehr moderne Figur ist

Dabei geht es dem Autor aber nicht um eine theoretische Auseinandersetzung mit den Ideen Engels‘ oder eine postmoderne Spielerei mit transmedialer Reizüberflutung. „Wir möchten zeigen, dass Engels eine sehr moderne Figur ist“, erklärt er.

Der Barmer Fabrikantensohn und Sozialrevolutionär, ohne den Kollege Marx nie so bekannt und dessen „Kapital“ niemals eine derartige politische Sprengkraft entwickelt hätte, war ein Mann der Widersprüche und zugleich dauernd „von ganz vielen Maschinen umgeben“. Diese Rast- und Ruhelosigkeit soll das zum Engels-Jahr produzierte Stück (Nebentitel: „Engelsmaschine“) zeigen – das betrifft auch das Liebesleben Engels und die Beziehung zu zwei irischen Fabrikarbeiterinnen, die er in seiner Wahlheimat Manchester unterhalten hatte.

Die Wandlungsfähigkeit des Textilunternehmers wird auch dadurch unterstrichen, dass Krug die Rolle mit einer Frau besetzt hat. Julia Wolff verwandelt sich auf der Bühne – beziehungsweise vor der Kamera – in den Sozialrevolutionär, inklusive Zigarre (Freud lässt grüßen). Damit knüpfe man zum einen an die aktuelle Genderdebatte an, erinnere aber auch daran, dass Engels das Thema „Gleichberechtigung der Geschlechter“ wichtig gewesen sei, sagt der Autor. Das Stück ist am 22. August ab 21 Uhr im Open-Air-Kino an der Alten Feuerwache an der Gathe 6 zu sehen.