So geht es den Tieren Tier-Zuwachs im fast menschenleeren Zoo in Wuppertal
Wuppertal · Besonders die Affen vermissen die Gäste. Die fehlenden Eintrittsgelder reißen ein Millionenloch in die Stadtkasse Wuppertals.
Tolles Frühlingswetter, Elefanten-Nachwuchs und dann beginnen auch noch bald die Osterferien. Normalerweise würde sich der Wuppertaler Zoo unter diesen Vorzeichen vor Gästen kaum noch retten können. Laut Zoodirektor Arne Lawrenz kommen bei gutem Wetter an einem Wochenende 15 bis 20 000 Menschen in den Zoo. Doch in der Corona-Krise sind die Tiere auf unbestimmte Zeit unter sich. Nur ein Team von Pflegern hält noch den überlebenswichtigen Kontakt mit den Bewohnern.
Im Tierreich geht das Leben ganz normal weiter. Die WZ bekam dank Silja Herberg, stellvertretende Zoodirektorin, einen kleinen Einblick in den Alltag von Elefanten und Co. Die Goldkatzen und Nebelparder räkeln sich in der Sonne. Sie finden es super, dass sie nun endlich einmal für mehrere Tage am Stück keinen Trubel um sich haben. Herberg sagt: „Gerade die scheuen Tiere genießen die Ruhe.“
Für andere Tiere bedeutet die Einsamkeit hingegen mehr Langeweile. Im Affenhaus macht sich Irritation breit – keine spannenden Leute mehr. Herberg berichtet: „Die Menschenaffen schauen sich normalerweise die Besucher an und sind sehr interessiert.“ Ebenso auf Menschenkontakt seien die Seelöwen und die Rothunde aus.
Viele Zoo-Fans sind besonders traurig, dass sie die ersten Wochen von Elefanten-Baby Tsavo nicht live mitverfolgen können. Anfang März erblickte der kleine Bulle das Licht der Welt. Die zurückliegenden Tage waren aufreibend für ihn. Seine Mutter ließ ihn nicht schlafen, so dass Tsavo immer wieder vor Müdigkeit umgekippt ist. „Das ist bei Elefanten in der Wildnis ganz normal“, sagt Herberg. Die Mütter interpretierten ein liegendes Jungtier als schlechtes Zeichen. Doch die stellvertretende Zoodirektorin versichert: „Tsavo ist gesund. Er war nur in den ersten Tagen etwas müde.“ Inzwischen habe sich das Problem gelöst und der Jungbulle werde immer agiler. Die Akzeptanz der Herde sei gut und auch das abgeknickte Ohr, mit dem Tsavo auf die Welt gekommen war, richte sich langsam auf.
In der Regel erwirtschaftet der Zoo fünf Millionen Euro pro Jahr
Die Besucher haben aber noch weiteren Zuwachs verpasst: In den Tagen der Schließung kamen acht Ziegenbabys auf die Welt. Sie erkunden jetzt Tag für Tag ihr Gehege. Zufall war die Schwangerschaft bei den Ziegen nicht. Herberg sagt: „Wir lassen unseren Ziegenbock jedes Jahr zum passenden Zeitpunkt zu den Ziegen, so dass es einen Monat vor Ostern Nachwuchs gibt.“ Pünktlich zu den Ferien, wenn normalerweise die Zoo-Saison Fahrt aufnimmt, schmusen sich dann braun-weiße und schwarze Ziegenbabys in die Herzen der Besucher. So war zumindest der Plan.
Auch bei den Kurzohrrüsselspringern gab es in diesem Monat Nachwuchs. Die Wüstentierchen, die an Spitzmäuse mit kurzen Ohren erinnern, haben einen Neuling willkommen geheißen.
Das alles konnten die Besucher bislang nicht mitverfolgen. Zumal der Zoo bislang auch keine Webcams installiert hat. Wie Herberg verrät, ist solch eine Neuerung zwar im Gespräch, wird aber aktuell noch diskutiert. Stadtsprecherin Martina Eckermann findet die Idee gut. „Die Leute sollen ja in den Zoo kommen, daher gab es bislang keine Webcams. Aber in der jetzigen Situation wäre das vielleicht eine gute Lösung.“
Für die Stadt sind die fehlenden Besucher finanziell ein harter Schlag. Im städtischen Haushalt sind jährlich rund neun Millionen Euro für den Zoo reserviert. Durch die Eintritte erwirtschaftet der Zoo in der Regel knapp fünf Millionen Euro, so dass die Einrichtung für die Stadtkasse ein Zuschuss-Geschäft von rund vier Millionen Euro ist. Doch in diesem Jahr könnte die Rechnung so nicht funktionieren.
Zoodirektor Arne Lawrenz rechnet damit, dass der Zoo durch die Schließung rund eine Millionen Euro an Eintrittsgeldern einbüßen wird. Eine Rechnung, die zunächst von einer Schließung inklusive der Osterferien ausgeht. Der Schaden könnte noch größer ausfallen, wenn die Tore länger dicht bleiben. Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Kessler sagt: „Das ist richtig bitter für den Zoo im Moment.“ Das Elefantenbaby Tasvo und die Eröffnung der Freifluganlage Aralandia, die für den 30. März angesetzt war, hätten in Kombination mit dem guten Wetter normalerweise die Kassen zum Klingeln gebracht. Daher rechnete Lawrenz auch für März/April mit Einnahmen von einer Millionen Euro. Normalerweise ein Betrag, den der Zoo durchschnittlich im Quartal erwirtschaftet.
Für die Freunde des Zoos gibt es derweil nur ein Trostpflaster: den Blick von der Sambatrasse. Mit ein wenig Glück lassen sich auf diese Weise sogar Tiger und Löwen sehen. Wie Silja Herberg berichtet, kommen nicht wenige Wuppertaler an die Trasse, um einen sehnsüchtigen Blick in ihren Zoo zu werfen.