Schwebebahn im Angebot Ausrangierter Wuppertaler Kaiserwagen wird jetzt bei Ebay-Kleinanzeigen angeboten

Wuppertal · Wer schon immer einen restaurierten Kaiserwagen der Wuppertaler Schwebebahn haben wollte, hat nun die Möglichkeit. Sabine und Jonas Powell wollen 30.000 Euro für das Sammlerstück aus dem Jahr 1950 haben.

Schwebebahn zu verkaufen - das liest man nicht jeden Tag im Netz.

Foto: WZ

„Ja, Sie lesen richtig! Wir verkaufen eine restaurierte Schwebebahn.“ Diese Einstiegsworte sind wohl wichtig, damit kein Nutzer der Ebay-Kleinanzeigen glaubt, dass es sich um einen Scherz handelt. Denn auf der Online-Verkaufsplattform wird seit Ende September 2019 zwischen alten Kinderwagen und ausrangierten Brettspielen auch ein Waggon der Wuppertaler Schwebebahn angeboten - für 30 000 Euro auf Verhandlungsbasis. Derzeit ruht der Wagen Nr. 76, der im Netz als „Kaiserwagen“ angepriesen wird - nach Angaben der Wuppertaler Stadtwerke aber aus der Baureihe 1950 stammt - bei der „At Home Factory“, einem Second-Hand-Laden in Siegen.

Seit knapp 15 Jahren ist er im Besitz der Gemeinde Calvary Chapel Siegen und steht seitdem in der At Home Factory, die von Sabine und Barry Powell geleitet wird. Auf etwa 1300 Quadratmetern hat er neben Möbeln, Kleidung, Haushalts- und Dekorationsartikeln seinen Platz gehabt.

Geburtstage, Frühstückstreffen und Fotoshootings im Waggon

„Wir fanden den Kaiserwagen einfach sehr besonders und haben das Potential gesehen, ihn als gemütliche Sitzecke in unserem Second-Hand-Laden zu nutzen”, erklärt Sabine Powell. Dort sei er während der Öffnungszeiten unter anderem für Geburtstage, Frühstückstreffen und Fotoshootings genutzt worden. Zuvor musste die Bahn allerdings aufwendig in Eigenregie renoviert werden, da sie in einem desolaten Zustand gekauft wurde. Unterstützung kam dabei von „fähigen und begabten Menschen aus unserer Gemeinde”, berichtet Powell.

Etwa ein bis anderthalb Jahre hat die Instandsetzung gedauert, um die Bahn wieder möglichst nah an den Originalzustand zu bringen. „Der Wagen wurde komplett auseinander genommen, abgeschliffen, gespachtelt, lackiert und wieder zusammengesetzt. Die Holzverkleidung wurde innen an einigen Stellen ersetzt”, so Powell. Anschließend sei der Wagen mit neuer Elektrik, neuen Tischen und neuen Stoffbezügen ausgestattet worden. Viele Fachkräfte hätten dafür in ihrer Freizeit gearbeitet.

Für Sabine Powell hat der Kaiserwagen auch einen persönlichen Wert. Sie selbst habe mitgeholfen, die Innenausstattung zu renovieren und erinnert sich an einige persönliche Feste, die sie in dem Wagen gefeiert hat.

Für die anstehende Umgestaltung der At Home Factory wird nun mehr Platz benötigt - und der Kaiserwagen muss weichen. „Im Moment wird er bei uns nicht so viel genutzt und ist eher ein Deko-Objekt. Das ist eigentlich zu schade”, erklärt Powell. „Wir würden uns freuen, wenn Menschen viele schöne Stunden in dem tollen Wagen verbringen können”, fügt sie hinzu.

Nun also ist das gute Stück bei Ebay eingestellt. 1148 Menschen haben sich das Angebot bereits markiert - die wenigsten aber mit einem echten Kaufinteresse. Gespräch mit potentiellen Käufern habe es allerdings schon gegeben, wie Powell berichtet. Wie kommt der Preis von 30 000 Euro zustande? „Das sind die Kosten, die wir in den Wagen gesteckt haben, ohne die freiwilligen und ehrenamtlichen Arbeiter, und die für uns auch noch entstehen werden, um den Wagen aus dem Laden zu transportieren”, berichtet Powell. Im Preis inkludiert sind der Waggon im Kaiserwagen-Stil, das Suppor-System, eine Treppe und der Transport bis zur Lkw-Aufladung.

Der Wagen 76 hat bereits eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Nachdem das Fahrzeug des Herstellers Westwaggon Köln 24 Jahre in Wuppertal betrieben wurde, verkauften ihn die WSW 1974 an die Tennisabteilung des WSV. Das Sammlerstück wechselte dann noch ein paar Mal den Besitzer, wie die Stadtwerke berichten: 1984 kaufte die Weinhandlung Bayreuther Straße den Wagen. 1993 wurde aus der Schwebebahn das Lokal „Bel Air“ in Köln.

Nachdem dessen Betrieb eingestellt wurde, landete die Schwebebahn in einer Gewerbehalle, bis sie dann 2005 nach Siegen ging. Dort hängt der zwölf Meter lange Wagen seitdem und wartet darauf, seine nächste Reise anzutreten. Wohin auch immer.