Mit wenigen Klicks lassen sich mögliche Ansprüche in einer App prüfen Wuppertaler Unternehmer schaffen Plattform für Schadensersatzmeldung

Wuppertal · Mit Vinqo lassen sich mögliche Ansprüche in einer App überprüfen. Die Idee für dieses Vorhaben brachten die besonderen Umstände durch Corona.

Tim Platner und Sebastian Adams (li.) von der Firma Legal Data Technology GmbH haben die Idee für die App in die Tat umgesetzt.

Foto: Legal Data Technology GmbH

Jurist Tim Platner hatte sein Rechtswissenschaftsstudium an der Heinrich-Heine-Universität zu Düsseldorf absolviert, Softwareentwickler Sebastian Adams sein duales Studium bei der SAP SE und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe. Sie kennen sich bereits seit der Schule. Nach dem Studium kam 2019 die Idee auf, gemeinsam an digitalen Lösungen für juristische Arbeitsprozesse zu arbeiten – zunächst nebenberuflich. Aufgrund der Nachfrage in der Anwaltschaft und bei den Verbrauchern dauerte es nicht lange, bis sie im selben Jahr in Vollzeit gingen. Mit Legal Data Technology entwickeln sie innovative Software-Lösungen für Versicherer, Kanzleien und Verbraucher.

Vinqo ist ihr aktuelles Projekt, eine Plattform mit der Verbraucher Schmerzensgeld und Schadenersatz online melden können: Ob wegen eines Hundebisses, Fahrrad-, Motorrad- oder Verkehrsunfalls. „Sie können entspannt von zuhause den Vorfall melden, Unterlagen und Fotos hochladen und gehen dabei kein Kostenrisiko ein“, machte Geschäftsführer Platner auf die Besonderheit des Konzeptes aufmerksam. Nur wenn die Ansprüche durchgesetzt werden, nehmen die Zuständigen ein Honorar, 15 Prozent von der Schadenssumme. Ist es erfolglos, kostet es den Verbraucher nichts. Das mache das System aus. Denn durch die Einnahmen erfolgreicher Abwicklungen seien Querfinanzierungen der anderen Fälle möglich, wodurch auch kleinere Fälle angenommen und sich um diese bemüht werden kann. „Wir halten den Druck auf Versicherer da aufrecht“, sagte Platen.

Denn bei kleinen Verletzungen sei es in Anwaltskanzleien oftmals der Fall, dass diese aufgrund von wirtschaftlichen Gründen nicht näher verfolgt werden. „Verbraucher sind bei Versicherungen da recht schutzlos gestellt“, machte der Jurist aufmerksam. Die Prozesse macht Platner dafür verantwortlich und eine veraltete Software. Akten müssten angelegt, Unterlagen digitalisiert werden. „Wir verschlanken das“, erklärte er. Der Verbraucher speist seine Daten selbst ein, verschlüsselt und digital mit einem Fingerabdruck unterzeichnet. Die Oberfläche des Systems teilt er sich mit seinem juristischen Vertreter. Alle Schriftverkehre sind somit für beide Parteien einsehbar.

Das System beruht auf Transparenz und Vertrauen

„Es beruht auf Transparenz und Vertrauen“, erklärte Platner. Ein weiterer Vorteil sei, dass nicht auf einen Anwalt gewartet werden müsse, um eine Auskunft zu erhalten. „Der erste, der bei uns ans Telefon geht, kann eine verbindliche, kompetente Antwort geben“, informierte er. Mehrere Juristen, technische, Anwendungs- und Fachinformatiker sowie zertifizierte Unfallschadenbearbeiter und Fachkräfte für Büromanagement arbeiten im Unternehmen zusammen. Online Anfragen werden innerhalb der Öffnungszeiten in 100 Minuten bearbeitet.

Die Idee zum Vorhaben brachten die besonderen Umstände durch Corona. „In dieser Zeit tummelten sich Fahrradfahrer, Hundebesitzer und Spaziergänger, um an die frische Luft zu kommen“, erzählte Platner. Mit der Zunahme an Fahrrädern beispielsweise, stiegen aber auch die Zahlen von Unfällen und Verletzungen. Persönliche Termine bei einem Rechtsvertreter wurden durch Corona erschwert.

Der Schmerzensgeldbereich sei bei Kanzleien oftmals ein Teil des Bearbeitungsspektrums, für kleinere Vorfälle fiel dieses in der Coronazeit weg. „Da kamen wir“, erklärte er die Motivation, eine Lösung zu finden. Innerhalb einer Woche wurde ein „Testballon“ gestartet: Es wurde eine Seite aufgezogen, Inhalte zur Verfügung gestellt, ermöglicht durch die Kombination aus Juristen und Informatikern im Team. „Die Informatiker sind das Herzstück hinter den Kulissen, damit wir Juristen per Knopfdruck Fälle bearbeiten können“, informierte Platner. 90 Fachartikel wurden auf der Homepage veröffentlicht – zum Stöbern und Nachlesen. Zusätzlich wurde der erste Schmerzensgeldrechner Deutschlands entwickelt, der am morgigen Freitag rauskommt. Dort können Nutzer ihre Verletzung angeben. 100 000 Datensätze mit Urteilen sind hinterlegt, um einen Überblick darüber zu erhalten, welches Schmerzensgeld angemessen ist.