Zahlen sprechen für die Schauspiel-Sparte

Wird eine Sparte gestrichen? Gutachter rechnen die Szenarien durch. Der Opernbetrieb ist generell teurer als das Sprechtheater.

Wuppertal. Die reinen Zahlen sprechen fürs Schauspiel: Sollten die Wuppertaler Bühnen angesichts der drohenden Zuschusskürzungen tatsächlich eine Sparte schließen müssen, wäre die Alternative, die Oper aufzugeben, die finanziell günstigste. Ein Vergleich der Zahlen, die das Gutachten zur Zukunft der Bühnen offenlegt, lässt keinen anderen Schluss zu. "Nur ein Sprechtheater zu betreiben, ist grundsätzlich preiswerter", bestätigt Enno Schaarwächter. Der Bühnen-Geschäftsführer sagt aber auch: "Ein Entscheidung allein mit Blick auf die Zahlen zu treffen, wäre kulturlos."

Die Zahlen indes sind eindeutig: Sollten die angedrohten Kürzungen tatsächlich Realität werden, verändert sich auch der sogenannte "Betriebszuschuss pro Zuschauer". Mit anderen Worten: An den Bühnen, die pro Spielzeit rund 60000 Gäste zählen, wird derzeit jede Karte mit 165 Euro bezuschusst.

Werden beide Sparten erhalten, erhöht sich dieser Betrag künftig auf 188 Euro. Weshalb? "Weil wir durch die nötigen Einsparungen insgesamt weniger Vorstellungen geben und dann vermutlich auch weniger Besucher generieren könnten, aber in beiden Sparten fixe Kosten haben", erklärt Schaarwächter.

Wie die WZ berichtete, spielen die Gutachter aus München neben dem Fall, dass mit reduziertem Geld weiterhin beide Sparten bedient werden, weitere Szenarien durch. Konkret gesagt: Würde die Oper aufgegeben und würden zugleich musikalische Gastspiele eingekauft, um die Lücke zu schließen, müsste jede Karte "nur" noch mit 134 Euro bezuschusst werden. Würde, im Gegenteil, das Schauspiel-Ensemble geopfert und würden entsprechende Tournee-Truppen engagiert, gäbe es einen Zuschussbedarf von 164 Euro pro Ticket - also 30 Euro mehr als bei einer Entscheidung gegen die Oper.

"Aufwendungen im Schauspiel sind naturgemäß geringer. Ein Opernbetrieb ist - wenn man in beiden Bereichen die selben Besucherzahlen voraussetzt - tendenziell immer teurer", bilanziert Schaarwächter. In Wuppertal gelte dies unter anderem, "weil wir einen Chor mit 25 Sängern und das Orchester als feste Größen haben". Das heißt auch: Sollte es keine eigenen Opern mehr geben, hätte der Chor nichts mehr zu tun - und das Orchester deutlich weniger. Aber können, sollen und dürfen Personalkosten das entscheidende Argument sein? Da schüttelt selbst der Finanzexperte den Kopf: "Es geht ja nicht zuletzt auch um die Reputation des Sinfonieorchesters."

Doch auch für den Fall, dass beide Sparten bleiben, warnt Schaarwächter vor falschen Erwartungen: "Wir werden weniger produzieren können. Dann werden unter dem Strich auch weniger Gäste kommen." Zwar könnte ein reduzierter Spielplan auch bedeuten, dass einzelne Vorstellungen besser besucht werden - weil Stücke nicht mehr so häufig gespielt würden. "Ob sich die Resonanz auf die gebotenen Stücke grundsätzlich erhöht, ist aber fraglich." Denn entscheidend sei, wie präsent das Theater in den Köpfen des Publikums bliebe. Da dürfte weniger Vielfalt die "Kopf-Präsenz" nicht unbedingt erhöhen.