Wuppertal Zu viele Konflikte: Wuppertal schließt Jugendcafé „Jim“
Wuppertal · Das „Jim“ in der Schuchardstraße in Wuppertal zog immer mehr junge Männer an. Anwohner und Besucher mieden das Areal zuletzt.
Wuppertal. Seit den Herbstferien ist das städtische Jugendcafé „Jim“ in der Barmer Innenstadt geschlossen. Im Fenster an der Schuchardstraße 30 hängt ein Zettel mit der Information „Betriebsferien“. Doch ob die Einrichtung noch einmal als Café öffnen wird, ist mehr als fraglich. Konflikte zwischen Jugendlichen im Umfeld des Jim und der Nachbarschaft sind offenbar in den letzten Monaten eskaliert. Es gab mehrere Polizeieinsätze. Nachdem ein Anwohner von einem jungen Mann tätlich angegangen wurde, zog die Stadt die Reißleine und schloss das Jim, das vor gut zwei Jahren eröffnet hatte, bis auf weiteres.
Der WZ schildern Geschäftsleute, dass sich immer mehr männliche Jugendliche in der Nähe des Jim aufhielten, in Geschäftseingängen herumstanden und unangenehm auffielen: „Hier wird geprügelt“, berichtet zum Beispiel Dean-Maurice Vesper, Sohn der Friseurinhaberin Martina Vesper. Ihnen sei ein Schaufenster kaputt gegangen, weil ein Jugendlicher eine Bierflasche dagegen geworfen habe. Er schildert auch den Angriff auf einen Anwohner. Er und seine Mutter betonen: „Uns bleibt die Laufkundschaft weg.“
Das bestätigt die Inhaberin eines Schuhgeschäfts. Ihre Mitarbeiterin sagt, die Gruppen junger Leute, die sich manchmal gegenseitig schubsten, seien „beängstigend. Man kann die nicht einschätzen.“ Und der Geschäftsstellenleiter eines Büros berichtet, dass eine Mitarbeiterin einmal — als sie allein war — zur Sicherheit die Tür abschloss. Mehrere sagen, dass Einsätze von Polizei und Ordnungsamt nicht helfen, denn die Jugendlichen seien kurz danach wieder da.
Einige Geschäftsleute haben durchaus Verständnis für die Jugendlichen: „Das sind halt junge Leute“, heißt es zum Beispiel. Sie üben aber Kritik am Standort des Jugendcafés: „Das gehört nicht in eine Geschäftsstraße“, sagen sie.
Die ganze Straße wurde zum Treffpunkt
Die Stadt bestätigt die Konflikte. Laut Viola Wessler, Fachbereichsleiterin Jugend und Freizeit, war das Miteinander von Anfang an schwierig. Die Geschäftsleute täten sich schwer mit Jugendlichen, die vor dem Jim oder auf der Straße standen, zum Beispiel, um zu rauchen, was im Café verboten war. „Im Jim selbst gab es nie Probleme“, betont sie.
Das bestätigt Jugendamtsleiterin Christine Roddewig-Oudnia. Dafür häuften sich Beschwerden aus dem Umfeld. Nach Angaben von Viola Wessler hat die Stadt direkt am Anfang versucht, Lobbyarbeit zu leisten, man sei auf die Nachbarn zugegangen. Wessler war froh, dass man über das Jim und das niederschwellige Konzept der offenen Tür „auch viele Jugendliche erreicht hat, an die wir sonst nicht herangekommen wären“.
Aber nach und nach habe sich die Schuchardstraße insgesamt zu einem Treffpunkt für Jugendliche — viele mit Migrationshintergrund — entwickelt. Einige hätten auch mal das Jim besucht, die meisten aber gar keinen Bezug dazu gehabt. „Jim“, so Wessler, sei nur noch das Codewort gewesen, um sich in der City zu treffen.
Bis zu 30 Personen, so die Stadt, hätten sich zeitweise um das Café herum aufgehalten — Nachbarn sprechen von mehr. Wessler erklärt, man habe unterbunden, dass sie direkt vor dem Jim stehen. Doch habe man keinen Einfluss gehabt, wohin sie sich bewegen.
Das Problem: Die Stimmung der Jugendlichen auch untereinander veränderte sich. Die Stadt spricht von Schaukämpfen in der Gruppe. Laut Polizei kamen einige extra aus Elberfeld, um sich dort zu prügeln. „Es kam zu Randale, Belästigungen, Personen wurden angepöbelt“, so Polizeisprecher Stefan Weiand. In Hauseingängen soll gedealt worden sein.
Dass viele Angst hatten und die Schuchardstraße mieden, kann Wessler verstehen. Mit dem Angriff auf einen Anwohner „war endgültig eine Grenze überschritten“, so Wessler.
Ob und wie das Jim noch einmal öffnet, steht in den Sternen. Man werde den Raum weiter nutzen, heißt es von der Stadt, aber nur für geschlossene Angebote. Unter anderem trifft sich dort der Jugendrat. Das Konzept der offenen Tür scheint vorerst gescheitert.
Wessler betont aber auch, dass für die Jugendlichen ein citynaher Treffpunkt geschaffen werden muss — damit diese eben nicht auf der Straße rumhängen. “