Neues Projekt der Stadtbibliothek Autoren lesen digital im Wohnzimmer
Die digitalen Wohnzimmerlesungen bieten dem Zuschauer nicht nur Einblicke in die Handlung der Geschichten, sondern auch in die häusliche Umgebung der Autoren.
Ein vollgepacktes Bücherregal, eine Blümchentapete oder ein gemütlicher Ohrensessel, das sind die authentischen Requisiten, mit denen das neue Format der Stadtbibliothek online geht. Die digitalen Wohnzimmerlesungen bieten dem Zuschauer nicht nur Einblicke in die Handlung der Geschichten, sondern auch in die häusliche Umgebung der Autoren. Seit der Lockdown die Bibliotheken gezwungen hatte, zu schließen, fehlte vielen Schriftstellern eine Plattform. Diese gibt es nun im Internet und erfreut Autoren und Leser gleichermaßen.
Die Idee dazu kam von der Wuppertaler Autorin Tanja Heinze. Eigentlich hatte sie eine Lesung in der Stadtteilbibliothek Wichlinghausen geplant, doch dann kam Corona dazwischen. Gemeinsam mit Judith Steinhard, der Leiterin in Wichlinghausen, suchte sie nach einer Möglichkeit diese Lesung online zu präsentieren. Nachdem Cordula Gladrow, die Leiterin der Stadtbibliothek Wuppertal, ihr Einverständnis gegeben hatte, konnte man sich an die Arbeit machen: Tanja Heinze nahm ihre erste Wohnzimmerlesung auf. „Ich habe mich von meiner Mutter filmen lassen“, erzählt sie lachend. Gelesen hat sie aus ihrem Kriminalroman „Aralandia“. Das Video wurde in zwei Teilen auf Youtube veröffentlicht. Der Erfolg blieb nicht aus, die erste Lesung wurde bereits mehr als 400 Mal aufgerufen.
Seit April sind bereits 15 Lesungen online gegangen, darunter Jacqueline V. Droullier mit einem Kinderbuch, Stefanie Hohn mit ihrem ersten Roman, Sascha Gutzeit mit einer Detektivgeschichte oder Heiko Schnickmann mit einer historischen Abhandlung über Afrika. Für jeden ist etwas dabei. In unregelmäßigen Abständen soll es weitere Lesungen geben.
Das sympathische Projekt gibt Autoren die Möglichkeit, sich ganz privat zu präsentieren. Auch wenn die Bibliotheken wieder geöffnet sind, fühlen sich viele Literaturliebhaber zu Hause am wohlsten. Für diese sind die Wohnzimmerlesungen eine wunderbare Alternative. Zu finden sind sie über die Internetseite der Stadtbibliothek und auf Youtube.
Tanja Heinze will auch weiterhin an diesen Lesungen teilnehmen. Eigentlich liebt sie es, den Augenkontakt ihrer Zuhörer zu spüren, aber das Projekt liegt ihr am Herzen. „Ich finde, dass diese Lesungen viel Charme haben, gerade, weil sie nur mit dem Handy aufgenommen werden.“ Im Herbst wird ihr Episoden-Roman „Spuren der Seele“ erscheinen. Dann wird sie sicher auch damit online zu hören sein.