Randale in Düsseldorfer Altstadt Zahlreiche Schlägereien und Eigentumsdelikte - fünf Polizisten verletzt

Düsseldorf · In den Nächten auf Samstag und Sonntag kam es zu zahlreichen Auseinandersetzungen. Mehr als 20 Personen wurden in Gewahrsam genommen. Die FDP-Vorsitzende Strack-Zimmermann fordert die Abberufung des Polizeipräsidenten.

Eine rappelvolle Altstadt am Samstagabend, in der Nacht eskalierte die Situation wieder.

Foto: Christoph Schroeter

Das gute Wetter und die weiteren Lockerungen haben am Wochenende wieder sehr viele Menschen in die Düsseldorfer Altstadt und an die Rheinuferpromenade gelockt. Am Sonntagnachmittag war es am Rhein besonders voll. Die Polizei war vor allem abends mit einem großen Aufgebot vor Ort. Es kam zu zahlreichen Schlägereien und Eigentumsdelikten. Bürger aus der Carlstadt äußerten massive Beschwerden. Die dort lebende FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann fordert NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) auf, Polizeipräsident Norbert Wesseler abzuberufen.

Die Düsseldorfer Polizei hatte erneut deutliche Verstärkung aus dem Umland erhalten. Der Andrang bewege sich langsam wieder auf einem Niveau wie in Vor-Corona-Zeiten, hieß es. Tagsüber ging es am Wochenende noch sehr friedlich zu. Familien mit Kindern, Paare, Grüppchen – die Kneipen an der Ratinger Straße waren am Samstagnachmittag gut besucht. Auch wenn die Steh- und Sitzplätze nahezu alle belegt waren, gab es kein Gedränge zwischen Ratinger Tor und Stiftsplatz.

Ein paar Meter weiter auf den Einkaufsstraßen sah das schon anders aus, vor einigen Geschäften kam es zu Wartezeiten. Nur noch die wenigsten Menschen trugen eine Maske. Entlang des Rheins saßen viele junge Leute, die sich vorher in Supermärkten und Büdchen mit Getränken und Essen versorgten.
Bis zum späten Abend war es am Freitag und Samstag relativ ruhig in der Altstadt, auch auf der Kurze Straße, die zuletzt geräumt werden musste, blieb der Besucherandrang überschaubar. Nach 1 Uhr, als viele Restaurants und Kneipen geschlossen hatten, änderte sich das Publikum, es wurde nach Polizeiangaben aggressiver, Konflikte wurden gesucht. In der Folge kam es zu Übergriffen und Gewalt.

„Fünf Beamte wurden von Freitag bis Sonntagmorgen bei Einsätzen verletzt“, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Einer Beamtin sei von hinten eine Flasche gegen den Hals geschleudert worden, die Frau musste zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus und ist dienstunfähig. In einem anderen Fall wurde einer Polizistin durch den Beteiligten einer Schlägerei Reizgas ins Gesicht gesprüht. Sie wurde leicht verletzt, blieb aber dienstfähig. Einer dritten wurde die Hand umgedreht, als sie zwei Personen, die miteinander im Clinch lagen, trennen wollte.

Bei den Einsätzen hätten sich häufiger Trauben von Schaulustigen gebildet. „Die haben die Beamten teilweise bei ihrer Arbeit behindert“, sagte der Sprecher. Man habe bei Besuchern unter anderem ein Messer und einen Teleskopschlagstock sichergestellt.

Sieben Personen wurden in der Nacht von Freitag auf Samstag in Gewahrsam genommen. „In drei Fällen kam es zu Widerstandshandlungen und entsprechenden Strafanzeigen“, sagte der Sprecher. In sieben Fällen setzten die Beamten Strafanzeigen wegen Körperverletzungen auf. Kurz vor 1 Uhr sei ein 19-Jähriger durch unbekannte Täter in der Mühlenstraße mit Tritten attackiert worden. Anschließend wurde ihm eine Kette gestohlen. „Gegen 5 Uhr morgens gab es auf der Kurze Straße eine Schlägerei mit mehren Beteiligten“, so der Sprecher. Zwei Tatverdächtige konnten kurz darauf am Bolker Stern vorläufig festgenommen werden.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag kamen 14 Personen ins Polizeigewahrsam. Ein Altstadtbesucher wurde am frühen Morgen am Burgplatz mit einer abgeschlagenen Flasche attackiert. Der Mann erlitt Schnittwunden. Der Täter entkam unerkannt. Massive Beschwerden erhoben Anwohner der Carlstadt.

Bilder zeigten Hauseingänge nahe des Rheinufers, in die teils mehrfach uriniert worden war. Videos dokumentierten auch in sozialen Netzwerken nächtliche Gesänge und Pöbelen auf der Straße. FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die selbst im Viertel wohnt, rief mitten in der Nacht bei der Polizei an, noch nach 30 Minuten seien keine Kräfte gekommen, sagt sie. Die Politikerin wirft der Polizei vor, dass sie über längere Zeit Konsequenz habe vermissen lassen und die Situation auch deswegen aus dem Ruder gelaufen sei. „Ich fordere Innenminister Herbert Reul auf, den Düsseldorfer Polizeipräsidenten abzuberufen.“ In anderen Städten werde härter durchgegriffen, das wünsche sie sich auch für Düsseldorf, um die Situation zu verbessern.

Die Polizei ging erneut gegen die Szene der Auto-Poser vor. 179 Fahrzeuge wurden auf dem Corneliusplatz kontrolliert. Sechs Autos wurden zur Vorführung bei einem Sachverständigen sichergestellt. Es gab zwei Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das Kraftfahrzeugsteuergesetz und wegen Beleidigung.

Die Beamten schrieben überdies mehr als 30 Anzeigen wegen technischer Mängel und erloschener Betriebserlaubnis, zu diesen gesellten sich 33 Verwarnungsgelder und acht weitere Ordnungswidrigkeitenanzeigen aufgrund diverser Verstöße.