Offener Ganztag ist eine Mogelpackung

Ein WZ-Leser kritisiert die Qualität der Angebote.

Der Offene Ganztag muss flexibler werden, finder WZ-Leser Christoph Hüttenhoff.

Foto: dpa/Marcel Kusch

zu: „Wuppertals OGS-Plätze sind begehrt“

Inzwischen hat auch die Stadt Wuppertal bei den beauftragten Trägern des Offenen Ganztags begriffen, dass sie ein „Konzept zur Qualifizierung“ (Frau Fahrenkrog, Leiterin Stadtbetrieb Schulen) braucht. Seit Jahren werden die in den Verträgen mit der Stadt festgeschriebenen Leistungen nicht erbracht, die Zuschüsse des Landes aber kassiert. Ein nicht funktionierendes Bildungsangebot, welches die Kinder bis 16 Uhr festhält: Die Schüler „dürfen nicht früher abgeholt werden – denn Bildungsangebote funktionieren oft nur sinnvoll mit einer festen Gruppe.“

Für die Betroffenen heißt das: Eltern – nach wie vor vor allem Mütter, die im Kindergarten ohne Probleme einen Halbtagsjob haben konnten, sind mit Eintritt in die Schule gezwungen, ihre Kinder bis 16 Uhr abzugeben oder ihren Job zu kündigen.

Was wir brauchen, ist ein flexibel geregelter Ganztag mit gestaffelten Abholzeiten – und festen Gruppen durch verbindliche Anmeldung zu frei wählbaren Projekten. Hier ist die Landesregierung gefragt, die den Ganztagserlass endlich entscheidend modifizieren sollte, ohne die finanziellen Leistungen zu kürzen. Es darf auch nicht sein, dass Musikschulen, Sportvereine etc. unter den – in Wuppertal besonders strikten – Ganztagsregelungen leiden.

So lange der Ganztag nicht familienfreundlich überarbeitet wird, sollte es nichtverpflichtende Betreungsangebote bis 14 Uhr geben, als Alternative und besser bezuschusst als bisher, außerdem mit fortgesetzter Betreuung in den Ferien – wie im Offenen Ganztag. Wie man es nicht machen sollte, zeigt das unverschämte 14-Uhr-„Angebot“ der Awo in Beyenburg: 170 Euro pro Monat (ohne Ferienbetreuung!) sowie gezielter Vorenthalt des warmen Mittagessens, um mögliche Interessenten mit Gewalt in den besser bezuschussten Ganztag bis 16 Uhr zu drängen.

Mit vernünftigen 14-Uhr-Angeboten könnten die dringend benötigten OGS-Plätze endlich an diejenigen Kinder und deren Eltern verteilt werden, die von der ganztägigen Betreuung wirklich profitieren.  Eltern mit Halbtagsjobs hätten auf der anderen Seite eine gute Regelung ohne staatlich verordneten „Kindsentzug“. Kindern, die vor allem in der Klasse eins mit den langen Verweilzeiten im Offenen Ganztag überfordert sind, würde das sicher gut tun.

Christoph Hüttenhoff, per E-Mail an die Redaktion