Betreuung Wuppertals OGS-Plätze sind begehrt

4700 Kinder können im kommenden Jahr nach Schulende betreut werden. Das entspricht einer Quote von 36 Prozent.

Lara (v.l., 9), Nergez (10), Nina (6) und Kejeroj (8) werden in der Grundschule am Nützenberg von Julia Klein betreut, die ihren Bundesfreiwilligendienst ableistet.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Plätze sind heiß ersehnt: Bekommt das Grundschulkind einen Platz im Offenen Ganztag (OGS) oder nicht? Berufstätige Eltern sind oft auf die Betreuung bis 16 Uhr in der Schule angewiesen. Doch trotz aller städtischen Bemühungen kann das Angebot immer noch nicht mit der Nachfrage mithalten. Zum nächsten Schuljahr stehen 4700 OGS-Plätze bereit; damit können rund 36 Prozent aller Grundschüler in die OGS gehen. Wenn man bedenkt, dass rund 50 Prozent der Kinder schon mit unter drei Jahren in der Kita oder bei einer Tagesmutter waren und dementsprechend die Eltern arbeiten, bleibt eine recht große Deckungslücke.

Im Vorfeld der Vergabe der OGS-Plätze brodelt häufig genug die Gerüchteküche: Werden Eltern, die sich im Schulalltag einbringen, bevorzugt? Oder missliebige Kinder benachteiligt? Richard Voß, Schulleiter der Gemeinschaftsgrundschule am Nützenberg, verneint diese Frage ganz entschieden: „Das läuft alles ganz transparent ab.“ Stadtweit gelten feste Kriterien, nach denen Punkte vergeben werden: Wer alleinerziehend und berufstätig ist, erhält 30 Punkte. Wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten, wird das mit 20 Punkten bewertet. Wer schon ein Geschwisterkind in der Betreuung dieser Schule hat, bekommt weitere zehn Punkte. All diese Fakten müssen die Eltern schriftlich nachweisen. Am Ende zählt die Zahl der Punkte bei der Vergabe. Bei gleicher Punktzahl lassen Schulleitung und OGS-Leitung das Los entscheiden.

Allerdings gibt es auch eine Härtefallregelung. „Bei einer sozialen Problemlage können wir Kindern auch einen Platz ermöglichen“, erklärt Richard Voß. „Das ist eine pädagogische Ermessenssache.“ Schließlich gibt es Kinder, die in ihren Familien keine adäquate Förderung erhalten. Für sie ist eine möglichst lange Betreuung wichtig, um ihnen eine Chancengleichheit zu ermöglichen. Auch Unglücksfälle oder Krankheiten in der Familie können solche Härtefälle darstellen. „Die sozialen Gründe können sehr vielfältig sein“, betont Sabine Fahrenkrog, Leiterin des Stadtbetriebs Schulen.

Die Stadt strebt eine Quote von 50 Prozent bei den OGS-Plätzen an. Angesichts steigender Schülerzahlen bleibt das trotz ständig neuer OGS-Gruppen schwierig. „Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, sagt Sozialdezernent Stefan Kühn. Obwohl Wuppertal für das kommende Schuljahr 200 neue Plätze eingerichtet hat, rechnet Kühn mit rund 1000 fehlenden Plätzen. Bei allen Grundschul-Neubauten plant die Stadt direkt eine Quote von 100 Prozent Betreuungsplätzen ein. Bei Sanierungen spielt der Ausbau der Betreuungsflächen eine wichtige Rolle. Doch oft genug fehlt einfach der Platz dafür.

Neben fehlenden Räumen stellt auch die Suche von geeignetem Personal eine Hürde dar. „Wir haben Mühe, genügend Fachkräfte zu finden“, sagt Sabine Fahrenkrog. „Deshalb haben wir jetzt ein Konzept zur Qualifizierung von Fachkräften beauftragt.“ Schließlich hat die OGS den Anspruch, die Kinder nicht nur zu beaufsichtigen, sondern sie zu bilden. Deshalb müssen die Schüler auch jeden Tag bis 16 Uhr bleiben und dürfen nicht früher abgeholt werden – denn Bildungsangebote funktionieren oft nur sinnvoll mit einer festen Gruppe. Und Anfang Mai bekommen die Eltern dann in der Regel die begehrte Nachricht, ob ihr Kind in die Ogata aufgenommen wird.