1,2 Millionen bei Swiss-Flug verschwunden - 50 Millionen nicht
New York (dpa) - Auf der Reise über den Atlantik kann mal etwas verloren gehen - aber gleich 1,2 Millionen Dollar? 12 000 Hunderter sind bei einer Flugreise von Zürich nach New York verschwunden. Noch rätselhafter: 50 Millionen Dollar sind es nicht.
Ein FBI-Sprecher bestätigte am Mittwoch, dass das Geld auf der Reise von Zürich nach New York verloren ging. Erst am Montag, zwei Tage nach Landung der Maschine, sei der Verlust der umgerechnet 920 000 Euro bei der Kontrolle der versiegelten Container bemerkt worden.
Eine heiße Spur hatte die US-Bundespolizei nach eigenen Angaben nicht. Details wollte der FBI-Sprecher aber nicht preisgeben. Auch nicht zu dem Gerücht, dass das Geld schon vor Landung des Flugzeugs verschwunden sei. US-Medien hatten sogar berichtet, dass 92 Millionen Dollar zurückgelassen wurden. „Diese Zahl stimmt nicht“, sagte der FBI-Sprecher. „Es waren 50 Millionen, die liegenblieben - warum auch immer.“
Das Geld, durchweg Hunderter, war für eine Bank in den USA bestimmt und in großen versiegelten Kisten unterwegs. Die Kisten waren in einem größeren Container und flogen auf einem normalen Passagierflug als Fracht mit. Auch wenn es die interne Transaktion einer Privatbank war, gingen die Kisten erst einmal wie üblich zu einer Filiale der US-Notenbank. Dort wurde der Verlust bemerkt.
Eine der Kisten hatte ein faustgroßes Loch. Das könnte von einem Gabelstapler sein - beabsichtigt oder nicht. Medienberichten zufolge hatte ein Staplerfahrer das Loch gemeldet, das von anderer Fracht verdeckt gewesen sei. Er habe dem erst keine große Bedeutung beigemessen, weil das immer wieder passiere. Später habe er eingeräumt, dass das Loch doch größer sei als die üblichen Beschädigungen durch Gabelstapler.
Swiss-Sprecherin Susanne Mühlemann sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Wir können aufgrund der laufenden Untersuchungen nicht über Details informieren. Jedoch gibt es keine Hinweise, dass Frachtstücke direkt aus einem Swiss-Flugzeug in JFK entwendet wurden.“
Die Ermittler prüfen in alle Richtungen. Nur inoffiziell heißt es, dass womöglich nach einer zufälligen Beschädigung ein Unbekannter eine günstige Gelegenheit sah. Das Geld war in zwölf Packen zu je 1000 Scheinen verpackt. Das zusammen ließe sich in einer Tasche oder einem kleinen Koffer leicht verstauen. Nur unter der Hand sagt ein FBI-Ermittler, dass sie auch eine ganz einfache Variante prüfen: Dass das Geld schlicht herausgefallen sei. „Allerdings müsste es dann ja irgendwo sein, oder?“
Auch im Zeitalter digitaler Überweisungen werden noch gewaltige Summen in bar um die Welt geflogen - und es wird sogar immer mehr. 32 Milliarden Banknoten sind laut US-Notenbank im Umlauf im Wert von 1,15 Billionen Dollar - eine Zahl mit 13 Stellen. Und die Zahl der Banknoten wächst kräftig, fast zehn Prozent im Jahr.
Der mutmaßliche Diebstahl ist gewaltig, aber längst nicht der einzige in der Geschichte des Kennedy-Flughafens. 1967 sorgte der „Air-France-Diebstahl“ für Aufsehen, als die Mafia in einer genau geplanten Aktion 420 000 Dollar stahl. Der Riesenklau lief ohne Gewalt ab und wurde erst drei Tage später bemerkt.
Beim „Lufthansa-Raub“ wurden 1978 sogar fünf Millionen Dollar und zudem Juwelen erbeutet, nach heutiger Kaufkraft zusammen mehr als 20 Millionen Dollar. Allerdings war der Überfall äußerst brutal. Später zerstritten sich die Komplizen. In den sechs Monaten nach dem Raub wurden zehn von ihnen ermordet. Der Überfall war mehrfach das Thema von Filmen, unter anderem von Martin Scorseses „Good Fellas“.