Verletzte Privatsphäre 115 Millionen Dollar Entschädigung für Sexvideo von Hulk Hogan

Clearwater (dpa) - Privatsphäre gegen Pressefreiheit: Der Ex-Wrestler Hulk Hogan (62) hat im Prozess um ein wohl heimlich gedrehtes und unerlaubt veröffentlichtes Sexvideo 115 Millionen Dollar (etwa 100 Millionen Euro) zugesprochen bekommen.

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Diese Summe stehe ihm als Ausgleich für seinen finanziellen und seelischen Schaden zu, entschied eine Jury in Florida am Freitag (Ortszeit). Sie gab damit Hogan recht, der durch die Veröffentlichung des Sexvideos auf der Internetplattform „Gawker“ seine Privatsphäre verletzt sah.

Die „New York Times“ zitierte am Samstag die Rechtsexpertin Samantha Barbas von der Universität Buffalo mit den Worten: „Wenn eine Jury dem Recht eines Promis auf seine Privatsphäre mehr Gewicht verleiht als dem Recht der Öffentlichkeit auf Information (...) bedeutet das eine echte Veränderung des Presserechts in den USA.“ Allerdings will „Gawker“ Berufung gegen das Urteil einlegen und führt als Grund an, dass wichtige Zeugen nicht zur Aussage geladen worden seien.

Der Ex-Wrestler weinte nach der Verkündung des Urteils Augenzeugen zufolge im Gericht. Das Urteil zeige, dass die Öffentlichkeit „von der als Journalismus verkleideten Invasion in die Privatsphäre angeekelt sei“, ließ er nach dem vorläufigen Ende des rund zehntägigen Prozesses per Mitteilung verbreiten. „Das Urteil bedeutet: Das muss aufhören.“

Das rund 30-minütige schwarz-weiß gedrehte und körnige Sexvideo soll aus dem Jahr 2007 stammen und zeigt den ehemaligen Sportler beim Sex mit der damaligen Frau seines einst besten Freundes. Laut Hogans Aussage vor Gericht hatte ihn der Freund zum Sex mit seiner Frau ermutigt. Vom Video sei ihm damals nichts bekannt gewesen.

„Gawker“, das sich inzwischen zu einem Politik-Portal gewandelt hat und sein Image polieren will, hatte 2012 eine gekürzte Version monatelang im Netz gezeigt und damit Millionen von Klicks generiert. Die Anwälte von „Gawker“ beriefen sich in ihrer Verteidigung auf das öffentliche Interesse an dem Video und rechtfertigten so dessen Veröffentlichung. Sexvideos mit Prominenten seien ein „kulturelles Phänomen“.

„Wir sehen die Berufung, mit deren Vorbereitung wir bereits begonnen haben, sehr positiv und erwarten, diesen Fall letztendlich zu gewinnen“, sagte „Gawker“-Gründer Nick Denton. Genau wie sein früherer Chefredakteur Albert J. Daulerio war er als persönlich für haftbar befunden worden. Auch zusätzliche Strafzahlungen sind noch möglich, darüber will das Gericht separat beraten.

Von der Veröffentlichung habe er sich „komplett gedemütigt“ gefühlt, hatte Hogan, der unter seinem bürgerlichen Namen Terry Bollea geklagt hatte, im Prozess ausgesagt. Er forderte rund 100 Millionen Dollar Entschädigung, die Jury sprach ihm nun sogar zehn Millionen mehr zu: 55 Millionen für wirtschaftliche Schäden und 60 Millionen für seelische.

Hogan brachte es in den 80er und frühen 90er Jahren als Wrestler zu weltweitem Ruhm. Der gut zwei Meter große Hüne mit dem markanten Bart und dem Kopftuch ist nach wie vor eine eindrucksvolle Erscheinung.