Frauenärzte bemängeln Apotheker-Beratung bei Pille danach

Berlin (dpa) - Frauenärzte haben den Apothekern vorgeworfen, Frauen über die Wirkung der Pille danach nicht ausreichend aufzuklären. Zwar würden durch die Rezeptfreiheit mehr Präparate zur Notfallverhütung nach ungeschütztem Sex verkauft.

Foto: dpa

Aber der Anteil, der wirkungslos bleibe, sei nach der Statistik höher als vorher, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, Christian Albring, der Deutschen Presse-Agentur. „Ganz offensichtlich werden wesentliche Beratungsinhalte in der Apotheke nicht mit der notwendigen Dringlichkeit vermittelt.“

Mädchen und Frauen bekommen seit Mitte März 2015 die Pille danach nicht mehr nur auf Rezept und nach einem Beratungsgespräch durch einen Arzt, sondern können sie rezeptfrei direkt in Apotheken kaufen. Die Beratung sollen die Apotheker übernehmen, so der Wunsch des Bundesgesundheitsministeriums.

Die Bundesapothekerkammer hatte bereits Mitte Februar erklärt, dass die Nachfrage nach der Neuregelung logischerweise gestiegen sei. Aber: „Die Apotheker beraten intensiv. Und wir haben bisher keinerlei Sicherheitsprobleme feststellen können.“

Das Statistische Bundesamt hatte nun vor kurzem berichtet, dass im vergangenen Jahr rund 99 200 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet worden seien, 0,5 Prozent weniger als in Jahr zuvor. Damit setze sich ein jahrelanger Trend fort - seit 2004 gehe die Zahl kontinuierlich zurück.

Der Frauenärzteverband interpretiert diese Entwicklung anders. Der jahrelange Rückgang der Abtreibungen setze sich im ersten Quartal 2015 noch fort und höre dann auf. Im zweiten bis vierten Quartal gebe es im Vergleich zum Vorjahr wieder mehr Schwangerschaftsabbrüche. „Der einzige zeitliche Zusammenhang, den wir hier sehen, ist die Tatsache, dass beide Arzneimittel zur Notfallverhütung seit Mitte März rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind“, sagte Albring.

Nach Angaben des Apothekerverbandes schnellte der Absatz der Pille danach nach der Freigabe hoch und lag seit dem Sommer ziemlich konstant bei etwa 60 000 Packungen (Einheiten) im Monat. Im Februar 2015, dem Monat vor der Rezeptfreiheit, lag die Menge noch bei etwas mehr als 38 000.