Kriminalität 15-Jährige zur Prostitution gezwungen – Drei Angeklagte vor Gericht
Berlin · Ein junges Mädchen wurde von einem älteren Jungen, seiner Freundin und seiner Mutter zur Prostitution gezwungen worden sein. Am Landgericht Berlin startete nun der Prozess.
Sie sollen eine 15-Jährige zur Prostitution gezwungen haben: Gegen einen 20-Jährigen, seine Freundin und seine Mutter hat am Berliner Landgericht der Prozess begonnen. Der 20-Jährige soll der Jugendlichen angeboten haben, ihr zu einem Job zu verhelfen. Als sie in seiner Wohnung war, habe er von ihr verlangt, die Prostitution aufzunehmen, heißt es in der am Montag verlesenen Anklage. Aus Angst vor Repressalien sei sie der Aufforderung nachgekommen.
Die 15-Jährige lebte nach ihren Angaben in einer Kriseneinrichtung, als sie Ende August vorigen Jahres den 20-Jährigen über eine Freundin kennenlernte. „Er fragte mich, ob ich eine Wohnung, einen Job und Geld haben möchte“, hatte die Jugendliche im Dezember in einer richterlichen Vernehmung erklärt. „Ich dachte an Arbeit in einer Bäckerei oder so“, schilderte sie. Mit einem Koffer und zwei Tüten sei sie in seine Wohnung in Berlin-Schöneberg gefahren. Am nächsten Morgen habe er angeordnet: „Du gehst zu Freiern.“ Er habe sie auf einer Internetplattform angeboten. Der 20-Jährige und seine Freundin hätten sie bedroht.
Laut Anklage sollen der 20-Jährige und die 34-jährige Angeklagte die Jugendliche gegen ihren Willen immer wieder zu Freiern gefahren haben – innerhalb von etwa einer Woche seien es 35 Termine gewesen. Insgesamt 3600 Euro hätten die Angeklagten kassiert. Die damals 15-Jährige sei in der Wohnung des 20-Jährigen eingesperrt und unter Druck gesetzt worden. So seien ihr mit einem Messer die brustlangen Haare auf Schulterlänge abgeschnitten worden, heißt es in der Anklage wegen Zwangsprostitution, Zuhälterei und Freiheitsberaubung. Auch die Mutter des 20-Jährigen sei in den Tatplan eingebunden gewesen.
Die inzwischen 16-Jährige hatte nach ihren Angaben schließlich einen Freier um Hilfe gebeten. Er habe sie zu ihren Eltern gebracht – „sie dachten bis dahin, ich sei auf Klassenfahrt in Hamburg“, so die Jugendliche. Die Angeklagten wollen sich am zweiten Prozesstag am 2. März zu den Vorwürfen äußern.