Tat in Ratingen West Experte: So kam es zur Explosion in Ratingen West
Ratingen/Düsseldorf · Ein Brandsachverständiger erklärte vor dem Düsseldorfer Landgericht, wie das Inferno entstanden ist.
Der Feuerball, der den Einsatzkräften in der zehnten Etage eines Ratinger Hochhaues am 11. Mai dieses Jahres entgegengeschlagen ist, ist extrem heiß gewesen. „Es haben Temperaturen von bis zu 1000 Grad geherrscht“, sagt Christoph Winter (55) während seiner Aussage als Brandsachverständiger im Strafprozess vor dem Düsseldorfer Landgericht. „Kopf und Hals der Betroffenen waren besonderen Belastungen ausgesetzt“, sagt Winter, der bei der in Meerbusch tätig ist und als Sachverständiger die Brandwohnung inspizierte. „Es gab eine Stichflamme, und es entwickelte sich ein Bodenfeuer.“
Wie kam es zu dem verheerenden Feuer, das neun Einsatzkräfte teils so schwer verletzte, dass sie wochenlang um ihre Leben kämpfen mussten? Wie breiteten sich die Flammen aus? Gab es einen Brandbeschleuniger? Und warum hatten die Rettungskräfte keine Chance, dem Feuer zu entkommen? Fragen, um die sich im zweiten Prozesstag am Mittwoch im Landgericht alles drehte.
Winter stellte unmissverständlich klar, dass das Feuerinferno manuell ausgelöst worden sei – und nicht etwa zufällig durch einen mechanischen Effekt. Der 57-jährige Angeklagte, dem versuchter Mord in neun Fällen vorgeworfen wird, soll die Einsatzkräfte mit Benzin überschüttet haben, als diese in seine Wohnung kamen.
„Wir haben einen roten Zehn-Liter-Eimer im Eingangsbereich der Wohnung gefunden“, berichtet Winter. Die Ermittler gehen davon aus, dass dieser mit Otto-Kraftstoff befüllt gewesen ist, den der Angeklagte dann auf die Einsatzkräfte schüttete. „Ich vermute, dass es etwa vier bis sechs Liter waren, die er auf sie gespritzt hat.“ Anschließend habe er ein Objekt entflammt und es auf die Rettungskräfte geworfen. Dabei könnte es sich um ein mit Grillanzünder getränktes Textilstück gehandelt haben, das der 57-Jährige mit einem Kleiderbügel hielt und womöglich mit einem Stabfeuerzeug in Brand setzte. Das, sagt Winter, würde auch erklären, wieso der Beschuldigte selbst keine Brandverletzungen erlitt.
Die Einsatzkräfte hätten keine Möglichkeit mehr gehabt, sich vor dem Feuer zu schützen. „Die ersten vier Meter haben sich Flammen und Einsatzkräfte geteilt“, sagt Winter. Denn die Flammen hätten aufgrund der baulichen Situation des Laubengangs vor der Wohnung nur in eine Richtung ziehen können – nämlich Richtung Treppenhaus, wo die Einsatzkräfte standen. Winter ist überzeugt, dass die Verletzungen bei anderen baulichen Gegebenheiten nicht bei allen so gravierend gewesen wären – etwa an einer Haustür eines Einfamilienhauses, wo sich das Feuer in alle Richtungen hätte verbreiten können und nicht nur in eine. „Das wäre nicht so passiert ohne den Laubenweg“, so Winter.