15-Jähriger stirbt bei Busunglück in Tirol
Sölden/Wien (dpa) - Ein 15-Jähriger aus Bayern ist bei einem schweren Busunglück in Tirol ums Leben gekommen. 36 Wintersportler wurden verletzt, als ihr Reisebus am späten Samstagnachmittag bei Sölden auf eine Skipiste rutschte und gegen einen Pfeiler krachte.
Die Unfallursache war bis Sonntagabend nicht gänzlich geklärt, jedoch sprach die Polizei von einem möglichen technischen Defekt. „Da die Straße zwar nass aber schneefrei war, gehen wir momentan von einem technischen Gebrechen am Fahrzeug aus. Vielleicht haben die Bremsen versagt“, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur APA. Ein Fehler des Busfahrers werde aber noch nicht ausgeschlossen, hieß es. „Wir sind total geschockt“, sagte die Frau des Geschäftsführers der Busfirma Schorer Touristik am Sonntag.
Es ist 16.30 Uhr, als der Bus auf der nassen, abschüssigen Ötztaler Gletscherstraße etwa einen Kilometer oberhalb von Sölden von der Straße abkommt. Er stürzt rund fünf Meter über eine Böschung auf eine bereits geschlossene Skipiste. Dort prallt er gegen den Betonpfeiler einer Skiunterführung. Der vordere Teil des Busses wird zertrümmert, Rettungskräfte müssen mehrere Menschen, darunter auch den schwer verletzten 47-jährigen Fahrer, aus dem Fahrzeug schneiden.
Die Gruppe aus der Region Ichenhausen im bayerischen Kreis Günzburg war am Freitag nach Österreich aufgebrochen. Die Skisaison hatte gerade erst richtig begonnen, das Wetter spielte mit, das Skigebiet am Rettenbachgletscher empfing die Urlauber mit Neuschnee. Vermutlich hatten die Wintersportler einen herrlichen Tag in den Bergen hinter sich, waren mit Snowboards und Carvern über die puderweißen Hänge gefahren und freuten sich auf einen gemütlichen Après-Ski-Plausch, als das Unglück geschah.
Der Bürgermeister von Ichenhausen äußerte sich bestürzt. „Dass eine fröhliche Fahrt zum Skifahren so schrecklich enden muss, das geht einem schon ziemlich nahe“, erklärte Hans Klement. Der Skiverein Waldstetten habe die Fahrt gemeinsam mit dem Skiclub im nahen Burgau organisiert. Der Organisator sei selber gefahren, konnte wegen seiner Verletzungen aber noch nicht zum Unfallhergang befragt werden.
„Von den Sachverständigen, die die Staatsanwaltschaft zu dem von ihr beschlagnahmten Buswrack geschickt hat, ist noch niemand da“, erklärte die Polizei weiter. Klar scheint: Wäre die Piste am Unglücksort noch von Wintersportlern bevölkert gewesen, wären die Unfallfolgen wohl weit schlimmer gewesen. Der Bus hätte dann möglicherweise noch Skifahrer unter sich begraben.
Für den 15-Jährigen aus Burgau, der im hinteren Teil des Busses saß, kam jede Hilfe zu spät: „Der Bub ist gleich in die Klinik geflogen worden, er konnte aber nicht mehr gerettet werden“, sagte ein Polizeisprecher. Der Bürgermeister von Burgau, Konrad Barm, sagte: „Dass so ein schlimmes Unglück gerade zur Weihnachtszeit passiert, ist schrecklich.“
Das Ötztal mit seinem Gletscher in knapp 2680 Metern Höhe ist eines der beliebtesten Skigebiete in Österreich. Der Rettenbachgletscher war 2005 schon einmal Schauplatz eines schlimmen Unglücks: Ein Hubschrauber hatte beim Flug über eine Seilbahn einen schweren Betoneimer verloren und eine Gondel in die Tiefe gerissen. Aus einer weiteren wurden sechs Skifahrer herausgeschleudert und starben. Insgesamt kamen bei dem Unglück neun Deutsche, darunter sechs Kinder, ums Leben.