150 Jahre Telefon: Als Phillip Reis den Fernsprecher erfand

„Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“ Mit diesen Worten wurde Philipp Reis, der Erfinder des Telefons, vor 150 Jahren berühmt.

Düsseldorf. Verzwirbelte Kabel, Warten vor dem Münztelefon, eine Liebesbotschaft per SMS oder einfach nur: „Ich hab’ kein Netz!“ Fast jeder hat seine Erfahrungen gemacht mit dem Gerät, das heute im Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken ist: mit dem Telefon. Wenige andere Gegenstände haben in den vergangenen 150 Jahren das Leben der Menschen derart verändert.

Der Tüftler und Erfinder Johann Philipp Reis aus dem hessischen Gelnhausen konnte das nicht ahnen, als er am 26. Oktober 1861 der Physikalischen Gesellschaft in Frankfurt seinen Fernsprecher präsentierte. Ein zentraler Satz, der durch das neue Gerät geschickt wurde, fiel der Legende nach bei einer anderen Vorführung. Er klang merkwürdig: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“ Doch Reis und andere Anwesende konnten bei dem Test mit dem spontan ausgedachten Satz beweisen, dass Sprecher und Zuhörer sich nicht abgesprochen oder etwas auswendig gelernt hatten. Blöd nur, dass ihm der Angerufene nicht antworten konnte.

Erst als in den USA Alexander Graham Bell in den 1870er Jahren ein Telefon auf den Markt brachte, das abwechselnd ans Ohr und dann an den Mund gehalten wurde, trat der Fernsprecher seinen weltweiten Siegeszug an.

Eines der ersten öffentliche Fernsprechnetze entstand 1881 in Berlin mit 48 Teilnehmern. Mittels Kurbel wurde die Verbindung zur Vermittlungsstelle hergestellt. Dort wurden die Gespräche manuell weitergeleitet — bald nur von Frauen, weil ihre höheren Stimmen besser zu verstehen waren als die von Männern. „Das Fräulein vom Amt“ war geboren.

Das „Fräulein“ ist inzwischen lange Vergangenheit. Vermittelt werden Telefonate im Selbstwählverfahren. Doch Telefonieren blieb bis in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts teuer. „Fasse dich kurz“, ließ die Telekom-Vorgängerin Bundespost auf Telefonhäuschen kleben.

Die grauen Apparate von früher verschwanden und mit der endgültigen Marktöffnung 1998 purzeln die Telefonpreise. Das Handy läuft dem Festnetztelefon zunehmend den Rang ab. Der Branchenverband Bitkom schätzt den weltweiten Markt in der Telekommunikation einschließlich Gerätehersteller und Netzwerkausrüster auf 1,5 Billionen Euro. Voriges Jahr wurden 1,6 Milliarden Handys nach Angaben Marktforschungsunternehmens Gartner verkauft, jedes Fünfte war ein Smartphone mit Internetzugang.

Die mobilen Alleskönner von heute haben mit der künstlichen Ohrmuschel von Johann Philipp Reis wenig zu tun. Die Übermittlung von Sprache in die Ferne ist in der modernen Kommunikationswelt von Twitter und Facebook nur noch ein schönes Beiprodukt der Datenkommunikation. Und doch hat sich Reis als Erfinder des Telefons der Nachwelt verewigt, wenn es heißt: „Sprich bitte in die Muschel, ich kann dich nicht verstehen.“