320 Euro für ein Affen-Bild

Krefelder Zoo: Die 26-jährige Orang-Utan-Dame Sita malt sich in einen Farbrausch.

Krefeld. Manchmal fehlt Sita die Inspiration. Ein trüber Tag, Regen prasselt auf das Dach des Affenhauses. Die 26 Jahre alte Orang-Utan-Dame hockt in einem Haufen zerknüllter Zeichenblätter, wirkt versonnen und kaut auf ihren Wachsmalstiften herum. Sita ist "Malerin" im Krefelder Zoo, aber heute hat die Muse ganz vergessen, sie zu küssen. An Tagen der Kreativität ist das anders. Dann spuckt Sita förmlich ein Kunstwerk nach dem anderen aus. Sie arbeitet schnell und präzise, und Heinz Hachel, ihr Internet-Galerist, ist hinterher freudig verblüfft über Sitas "schöne Farbwahl", ihre "kalligrafische Potenz" und die "ausgearbeitete Form" der Bilder .

200 Blätter hat das Affenweibchen schon produziert, 50 davon gibt es im Online-Verkauf zu Preisen von bis zu 320 Euro das Stück (Foto). Fünf haben bereits Liebhaber gefunden. Sitas Künstlergage kommt zum größten Teil dem Zoo zugute. "Der Erlös der Bilder fließt in die Finanzplanung für einen Gorillagarten, der etwa eine Million Euro kosten wird", sagt Zoosprecherin Petra Schwinn. Aber auch Sita kassiert: Ihre Arbeiten gibt sie nur gegen Leckereien wie Früchte und Gemüse aus der Hand. Gibt es nichts, zerreißt Sita ihre Blätter.

Alle zwei Wochen wird Sitas Gehege, das sie mit drei anderen Orang-Utans teilt, zum Atelier. Dann reicht Christine Peter der Affenfrau Papier und Stifte durch die Gitterstäbe. Peter ist als Beschäftigungstherapeutin beim Zoo angestellt und überlegt sich, was den Tieren Zerstreuung bieten könnte. Sie versteckt für die Paviane Nüsse in Holzröhren, gibt den Pinselohrschweinen Bälle zum Spielen und spickt für die Zebramangusten Jutesäcke mit Stroh und Mehlwürmern. Auf das Talent von Sita war sie von der Krefelder Zeichnerin Edith Wimmer aufmerksam gemacht worden, deren Arbeit von Sitas damaliger Mitbewohnerin Sandra nachgeahmt worden war.

Bei Sita traf die Idee zu malen sofort den Nerv. Sie legte gleich los und machte ihrem Schaffensdrang mit einer ersten Orange-Phase Luft. Dann übermalte sie eine lilafarbene Grundstruktur mit hellblauen Spiralen. Später gab sie einer Komposition aus braun und gelb den Vorzug. Auch Tilda, die Schimpansendame aus dem Nachbarstall, fand rasch Gefallen am kreativen Pinselschwung. Sie ist inzwischen Expertin für Fingerfarben.

Sita malt gern Schlaufen und Schlingen. Dabei führt die Linkshänderin die Wachsmaler mal mit der spitzen, mal mit der breiten Seite. Das ergibt nach Ansicht von Galerist Hachel "eindrucksvolle Belege von rudimentärer ästhetischer Kompetenz". Er sieht bei Sita ein ausgeprägtes Gefühl für Harmonie und vergleicht ihren Stil mit dem Tachismus, einer Variante der abstrakten Malerei, bei der das Spiel des Zufalls durch unüberlegtes Auftragen von Farbklecksen im Vordergrund steht. Kunst, schränkt Hachel ein, sei das Schaffen der Affendame allerdings nicht.

Congo Pionier unter den tierischen Malern ist Congo. In den 50er Jahren beobachtete der britische Verhaltensforscher Desmond Morris den Schimpansen im Londoner Zoo beim Klecksen mit Farbe und schrieb ein Buch darüber. Drei Bilder von Congo ersteigerte vor zwei Jahren ein amerikanischer Sammler für 21 000 Euro.

Happy Ein Maltalent der Sonderklasse war auch Happy, Schimpanse aus dem Duisburger Zoo. In den 1990er Jahren warf er mit leichter Hand abstrakte Gemälde auf die Leinwand. Sein Markenzeichen: energische Pinselstriche und reichlich Farbe, schön dick aufgetragen. Für seine Kunstwerke wurden auf dem internationalen Kunstmarkt fünfstellige Summen gezahlt. Nach dem Tod seiner geliebten Pflegerin geriet Happy in eine Schaffenskrise, malte zunächst nur noch in düsteren Farben. Später legte er den Pinsel beiseite. 2001 kam Happy in einen Zoo nach China, von seinem weiteren Schicksal ist nichts bekannt.

Sweni Die afrikanische Elefantenkuh Sweni (14) gilt im Wuppertaler Zoo der bergischen Hauptstadt als wahre Künstlerin. Sie hat schon vor mehr als acht Jahren damit begonnen, und dabei arbeitet sie an einer richtigen Malerstaffel. Sie nimmt sich den Pinsel in den Rüssel und taucht diesen in Farbtöpfe. Swenis Lieblingsfarben sind die Grundfarben rot, blau und gelb, manchmal darf es auch ein Topf mit grüner Naturfarbe sein. Rund 200Euro kostet ein Bild.

Sita Die Zeichnungen der Krefelder Orang-Utan-Dame Sita werden auf einer Online-Plattform angeboten, die die "Fundart 21 - Agentur für Kunstvermittlung" aus Düsseldorf anbietet. Deren Preis richtet sich nach Qualität, Größe und Zustand.