Ungewöhnliche Spendenaktionen 90-jährige Schottin hilft mit Treppensteigen während Pandemie

Ardvar · Ein 99-Jähriger bewältigt mit seinem Rollator 100 Runden im Garten, eine 90-Jährige quält sich immer wieder ihre Treppe hinauf: Mit ungewöhnlichen Aktionen sammeln Briten Spenden in der Corona-Krise.

Die 90-jährige Schottin Margaret Payne auf der Treppe ihres Hauses in Ardvar, Sutherland. (undatierte Aufnahme) Payne will es einem fast 100 Jahre alten Kriegsveteranen gleich tun und eine größere Spende für das britische Gesundheitswesen sammeln.

Foto: dpa/Margaret Payne

Von wegen Schotten sind geizig: Die 90-jährige Margaret Payne will es einem fast 100 Jahre alten Kriegsveteranen gleich tun und eine große Spende für das britische Gesundheitswesen sammeln. Die Seniorin hat sich zum Ziel gesetzt, 282 Mal ihre Treppe hochzugehen. Das entspricht insgesamt der Höhe eines Berges in Schottland, den sie zum ersten Mal als Jugendliche erklommen hat. Dabei hat Payne seit ihrer Kindheit schon Probleme mit den Knien.

Das Geld soll dem staatlichen Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) und einem Hospiz zugutekommen, in dem ihr Mann gepflegt worden war. Sie sei vom 99-jährigen Engländer Captain Tom Moore inspiriert worden, sagte die gehbehinderte Rentnerin.

Der Senior, der Ende April 100 Jahre alt wird, schaffte 100 Runden am Rollator in seinem Garten - und sammelte auf diese Weise auf einer Spendenseite bis zum Freitagabend etwa 20 Millionen Pfund (circa 23 Millionen Euro). Das Geld kommt ebenfalls dem NHS zugute.

Moores ursprüngliches Ziel waren nur 1000 Pfund. Er wollte mit seiner Aktion den NHS-Mitarbeitern für die Behandlung seines Hautkrebses und einer gebrochenen Hüfte danken. Sogar Prinz William (37) spendete und ist begeistert von dem Rentner; er sei eine „Legende“. In einer Petition fordern Briten, Moore müsse zum Ritter geschlagen werden.

Rentnerin Payne hatte sich 10 000 Pfund als Ziel gesetzt - bis Freitagabend kamen aber schon mehr als 13 Mal so viel zusammen. Sie startete ihre Spendenaktion Ostersonntag und hofft, sie in knapp zwei Monaten beendet zu haben. Die NHS-Mitarbeiter seien wundervoll.

Für die Ärzte und Pfleger muss so viel Lob Balsam auf der Seele sein. Der NHS ist chronisch unterfinanziert, was sich besonders während der Corona-Pandemie bemerkbar macht. Mehr als 14 500 Menschen sind in Großbritannien schon an der Lungenkrankheit Covid-19 in Kliniken gestorben. Tote in Pflegeheimen sind noch nicht eingerechnet.

Besonders dramatisch: Es mangelt an Schutzausrüstung, Masken, Personal und Beatmungsgeräten. Einmal wöchentlich wird daher öffentlich für die NHS-Mitarbeiter, die unter solchen Bedingungen arbeiten müssen und alles geben, kräftig geklatscht.

„Jeden Tag riskieren sie ihr Leben“, sagte die 90-jährige Payne, die nun auf ihre Weise helfen will und sich die Treppe immer wieder hoch quält. Das Bergsteigen habe sie, auch wegen ihrer Knieprobleme, nie besonders gemocht, wohl aber das Angeln, sagte die Seniorin aus Ardvar im Norden Schottlands. Noch heute gehe sie gern bei gutem Wetter im Garten spazieren - aber nicht bei starkem Wind, da ihr Haus ziemlich hoch liege. „Ich habe dann Angst, umgeweht zu werden.“

(dpa)