Ab Sommer Standards für die Inklusion

Klassengrößen, Personalschlüssel, Zahl der Kinder mit Förderbedarf pro Klasse: Ministerin Yvonne Gebauer will bald die Eckpunkte zur Neuausrichtung vorlegen.

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Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen geht neue Wege beim gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung. Die Landesregierung wolle den Schulträgern in Kürze verbindliche Qualitätsstandards für die sogenannte Inklusion vorgeben, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in Düsseldorf. „Wir werden die Inklusion umsteuern und dazu gehören auch Qualitätsstandards.“ Noch vor der Sommerpause werde die Regierung Eckpunkte zur Neuausrichtung vorlegen.

Die künftigen Standards sollen unter anderem die Klassengrößen und die Anzahl der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf pro Klasse regeln sowie den Personalschlüssel. Gleichzeitig sollen die Vorgaben für die Mindestgrößen von Förderschulen neu geregelt werden.

Die rot-grüne Vorgängerregierung hatte keine Qualitäts- und Personalstandards für inklusiven Unterricht vorgegeben. Behinderten- und Kommunalverbände hatten das kritisiert. Nach dem sogenannten Konnexitätsprinzip ist die staatliche Ebene, die neue Verpflichtungen vorgibt, auch für deren Finanzierung zuständig.

Inzwischen lernen in NRW über 40 Prozent aller Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen. Sie gehe nicht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetze, sagte Gebauer. „Ich rechne eher damit, dass sich die Zahlen auf dem gegenwärtigen Niveau einpendeln werden. Wir wollen und werden den Weg der inklusiven Beschulung fortsetzen.“ Aber es sei ebenso festzustellen, „dass sich viele Eltern zum Wohl ihres Kindes für eine Förderschule entscheiden“.

Laut der jüngsten Lehrerbedarfsprognose fehlen in NRW in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich 1000 ausgebildete Sonderpädagogen. Mit einer kürzlich gestarteten Kampagne wirbt das Schulministerium gezielt für den Lehrerberuf. Ab dem Wintersemester 2018/19 soll es jährlich bis zu 250 zusätzliche Bachelor-Studienplätze in Sonderpädagogik geben.

Die Ungerechtigkeiten in der Lehrerbesoldung werde sie angehen, bekräftigte Gebauer. Seit 2009 ist die Ausbildung für angehende Lehrer aller Schulformen gleich lang. Lehrerverbände fordern, dass alle — auch Grundschullehrer — nun die gleiche Einstiegsbesoldung A13 erhalten müssen.

„Es ist noch zu früh, hier öffentlich etwas anzukündigen“, sagte Gebauer. Aus der verlängerten Lehrerausbildung müssten aber besoldungsrechtliche Konsequenzen gezogen werden. „Gleichzeitig dürfen wir an Schulen keine neuen Ungerechtigkeiten produzieren. Wir suchen derzeit nach einer Lösung, die von allen betroffenen Lehrkräften als fair und gerecht angesehen wird.“