Loveparade-Prozess: Schaller drei Tage im Zeugenstand
Der Veranstalter der Duisburger Technoparade im Jahr 2010 soll ab heute vor dem Gericht in Düsseldorf aussagen.
Düsseldorf. Beim Loveparade-Strafprozess tritt heute eine der prominentesten Figuren des Verfahrens in den Zeugenstand: der Fitnessketten-Unternehmer Rainer Schaller. Er war mit seiner Gesellschaft Lopavent Veranstalter der Technoparade in Duisburg, bei der vor knapp acht Jahren 21 junge Menschen zu Tode gedrückt wurden. Mindestens 650 wurden verletzt. Drei Tage hat das Landgericht Duisburg für die Vernehmung des 49-Jährigen angesetzt.
Als das Düsseldorfer Oberlandesgericht vor gut einem Jahr den Prozess anordnete, erklärte Schaller: „Ich bin froh, dass es einen Prozess geben wird und vertraue auf das deutsche Rechtssystem. Dieses wird Klarheit darüber bringen, was damals wirklich geschah.“ Für Angehörige und Verletzte sei es enorm wichtig, die Verantwortlichen zu finden. „In Duisburg fand keine Naturkatastrophe statt, sondern Menschen haben Fehler gemacht.“
Er selbst sitzt in dem seit Dezember laufenden Prozess nicht auf der Anklagebank. Gegen ihn — und den nach dem Unglück massiv in die Kritik geratenen früheren Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland — war nie ermittelt worden. Warum nicht, hatte die Staatsanwaltschaft bereits vor gut vier Jahren erklärt: Der Behörde lagen demnach keine Anhaltspunkte dafür vor, dass die beiden selbst Einfluss auf die aus Sicht der Anklage fehlerhafte Planung oder rechtswidrige Genehmigung genommen hatten.
Anders als Sauerland, der nach dem Unglück so gut wie keine Interviews gab, äußerte sich Schaller nach der Katastrophe immer wieder öffentlich dazu. Auf die Frage, ob er sich schuldig fühle, sagte er etwa im Februar dem Magazin „Stern“: „Ich habe immer gesagt: Es gibt für mich ein Leben vor und ein Leben nach dem Unglück. Damit ändert sich alles.“ Für ihn sei es wichtig gewesen, dass er von Anfang an „die moralische Verantwortung übernommen“ habe. Er treffe sich regelmäßig mit Angehörigen und stelle sich für Gespräche zur Verfügung.
An der Loveparade hatte Schaller nur ein paar Jahre Freude: 2006 in Berlin war er mit seiner Fitnesskette McFit erstmals Großsponsor. Nachdem es 2007 mit dem Berliner Senat keinen Konsens über die Veranstaltung gab, wanderte sie ins Ruhrgebiet ab, wo sie in Essen (2007) und Dortmund (2008) viele Besucher anlockte. Bochum verzichtete 2009 aus Platz- und Sicherheitsgründen. Nach der Katastrophe in Duisburg im Jahr 2010 kündigte der Unternehmer und Rechteinhaber an, es werde keine Loveparade mehr geben.
Seinem unternehmerischen Erfolg tat die Katastrophe keinen Abbruch. Vor knapp zwei Jahren antwortete er dem „Handelsblatt“ auf die Frage, ob das Unglück dem Umsatz von McFit geschadet habe: „Nein. Unsere Kunden konnten offenbar unterscheiden zwischen der Tragödie auf der Loveparade und der Marke McFit.“ Vor einem Monat eröffnete Schaller in Regensburg sein 250. Studio. Schaller hat große Pläne: Anfang 2020 will er in Oberhausen auf einer Fläche von 55 000 Quadratmetern das größte Fitnessstudio der Welt eröffnen.