Abba: Ihr „Waterloo“ wurde ein Hit

Beginn einer Weltkarriere: Vor 40 Jahren gewann das schwedische Popquartett ABBA den Grand Prix.

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Stockholm. Übersehen und überhören konnte man Benny Andersson, Anni-Frid Lyngstad, Agnetha Fältskog und Björn Ulvae-us nicht. Im Glitzerlook und mit Plateausohlen trat die schwedische Band ABBA am 6. April 1974 beim Grand Prix (heute Eurovision Song Contest) auf. Die Gitarre hatte scharfe Zacken, dafür ging der Song glatt ins Ohr: Mit „Waterloo“ triumphierte das Quartett im englischen Brighton.

40 Jahre ist das her, nur acht Jahre ist die Gruppe danach zusammen aufgetreten — aber die Songs von „Waterloo“ über „SOS“ und „Mamma Mia“ (beide 1975), „Fernando“ und „Dancing Queen“ (beide 1976), „Take a Chance on Me“ (1977) bis „The Day Before You Came“ (1982) können Millionen Menschen mitschmettern. Man habe bis heute rund 380 Millionen Tonträger verkauft, schätzt Björn.

Nach einem Durchhänger — ihr Konzert 1974 in Düsseldorf wurde abgesagt, weil der Vorverkauf schlecht lief — setzt 1975 der Siegeszug ein. Die Schweden werden populär wie vorher die Beatles. Ihre Musik wird zum Synonym für schmissigen Pop, während die Bandmitglieder so adrett auftreten, als hätte es die Ausschweifungen der 60er nie gegeben: zwei glückliche Ehepaare, die sich privat und beruflich bestens ergänzen. Agnetha erzählt von den Kindern; Björn und Benny schreiben und arrangieren die Songs.

In einer einsamen Hütte tüfteln sie so lange, bis sie ihren Wunschsound aus schwedischer Volksmusik, Beatles-Melodien und Beach-Boys-Harmonien raffiniert arrangiert haben. Legendär ist Bennys Aussage von 2008: „Inspiration ist überbewertet, es ist alles eine Frage der Disziplin.“

Doch das Leben auf der Erfolgsspur zerrt an den Nerven, die perfekte Fassade bröckelt. Manager Stig Anderson schickt die Band pausenlos auf Tourneen, gespickt mit Fernsehauftritten und Interviews. 1978 zieht Agnetha bei Björn aus, Anni-Frid und Benny lassen sich 1981 scheiden — die Lieder handeln nun von bitteren Trennungen: „The Winner Takes It All“.

Agnetha wird das Tourleben endgültig zu viel, sie entwickelt Phobien gegen Menschenmassen und Flüge — 1979 wäre die Band in den USA während eines Unwetters beinah abgestürzt. Sie zieht sich auf die winzige Insel Helgö zurück, auf der sie noch heute lebt. ABBA geht noch eine Weile ins Studio, fällt aber auseinander: Es ist vorbei.

Seither wird regelmäßig eine Wiedervereinigung heraufbeschworen, dabei hat sich die Band offiziell nie aufgelöst. Doch weder ein Milliardenangebot für eine Tournee noch die Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin haben das Quartett noch mal gemeinsam auf die Bühne gebracht. Björn (68) sagte im Dezember, alle vier — Anni-Frid ist 68, Benny 67 und Agnetha 63 — seien der Meinung, „es sei besser, wenn man ABBA als junge, dynamische Gruppe in Erinnerung behielte“. Stimmt wohl — und „Thank You For the Music“.