Abschied: Gottes Lotse geht von Bord

Papst Benedikt XVI. hat sein Pontifikat bescheiden und in Demut beendet. In Castel Gandolfo wurde er ein letztes Mal gefeiert. Nun möchte er nur noch Pilger sein.

Rom. Ein ganz normaler Arbeitstag sollte es sein, und es waren doch historische Stunden. Nach sieben Jahren, zehn Monaten und neun Tagen auf dem Stuhl Petri sagte Papst Benedikt XVI. den engsten Mitarbeitern, den Kardinälen, ein bewegendes Lebewohl. Gottes Lotse geht von Bord, als erstes Kirchenoberhaupt der Katholiken seit dem Mittelalter. Joseph Ratzinger, der deutsche Pontifex, tat dies in der ihm eigenen, sehr bescheidenen Art: „Bedingungslose Hochachtung und Gehorsam“ gelobte er seinem Nachfolger, der bei dem Abschied vom Kardinalskollegium in der Sala Clementina wohl schon zugegen war.

So machte Benedikt nebenbei eines klar: Niemand muss befürchten, dass es nach seinem Rücktritt zwei Päpste im Vatikan geben wird und er als „emeritierter“ Pontifex seinem Nachfolger hereinreden könnte. Benedikt will zurückgezogen leben, wenn er in ein paar Monaten das für ihn umgebaute Kloster in den Vatikanischen Gärten bezogen hat. Dort kann er sich vor allem dem Schreiben und Lesen widmen.

Strahlendes Spätwinterwetter lag an dem Tag, für den Benedikt seinen spektakulären Schritt angekündigt hatte, über der Ewigen Stadt. Der abtretende Benedikt gab zunächst seinen Kardinälen noch einen Rat auf den Weg für das im März anstehende Konklave: Sie sollten wie ein Orchester sein, das bei aller Verschiedenheit zu einer „einstimmigen Harmonie“ finden kann. Das war wohl auch eine klare Mahnung, ohne Intrigen einen Pontifex zu küren.

Begleitet von großem Applaus stieg Benedikt gegen 17 Uhr im Innenhof hinter dem apostolischen Palast in einen Wagen und fuhr zum Helikopter-Startplatz im Vatikan. Er hob ein letztes Mal die Arme zum Gruß und stieg dann gemeinsam mit seinem Privatsekretär Georg Gänswein in den weißen Hubschrauber. Zuvor bereiteten ihm Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, zahlreiche Mitarbeiter der Kurie und die Schweizer Garde einen emotionalen Abschied — einige bekamen feuchte Augen.

Nachdem die Gruppe um 17.07 Uhr gestartet war, verabschiedete Rom Benedikt mit Glockengeläut. Um 17.23 Uhr landete der Helikopter in Castel Gandolfo. Dort wurde er von Tausenden Menschen begeistert empfangen. Als letzte öffentliche Handlung seiner Amtszeit trat Benedikt um 17.38 Uhr auf die Loggia des Palastes und sprach noch einmal zu den Gläubigen. „Ich bin kein Papst mehr, ich bin nur noch Pilger“, sagte er.

Um 20 Uhr wurde als symbolisches Zeichen für das Ende des Pontifikats das Portal der Residenz in Castel Gandolfo geschlossen. Die Schweizer Garde übergab an die Gendarmerie des Vatikans, die nun für die Sicherheit dort zuständig ist. In Deutschland fanden am Abend mehrere Dankgottesdienste statt.

Wann das Konklave zur Wahl seines Nachfolgers beginnt, an dem 115 Kardinäle teilnehmen werden, ist noch offen. Am Freitag sollen die Kardinäle aufgefordert werden, sich in Rom zu versammeln.