ADAC: 15 000 Kündigungen wegen Manipulationsskandals
München (dpa) - Der ADAC verzeichnet nach der Affäre um manipulierte gefälschte Zahlen beim Lieblingsauto der Deutschen mehr zusätzliche Austritte. Angesichts der Gesamtzahlen scheint der Effekt zunächst niedrig.
Die Auswertung ist aber noch nicht abgeschlossen.
Der ADAC geht nach dem Manipulationsskandal um den Autopreis „Gelber Engel“ bislang von rund 15 000 Kündigungen von Mitgliedern aus. Die Zahl könnte sich aber noch vervielfachen. Denn noch rund 55 000 Kündigungen für dieses Jahr seien noch in Bearbeitung, teilte der ADAC am Montag mit. Wie viele davon auf die Affäre um den Autopreis „Gelber Engel“ zurückgehen könnten, sei noch nicht ausgewertet. Normalerweise liege die Zahl unbearbeiteter Kündigungen im Januar bei zwischen 5000 und 10 000.
Die Zahl der in den vergangenen Tagen schon bearbeiteten Kündigungen, die aufgrund von Fristen erst in den nächsten Monaten wirksam werden, lag Ende Januar bei 66 233. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 51 805. „Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil dieser Differenz von knapp 15 000 Kündigungen auf die jüngsten Entwicklungen zurückzuführen ist“, erläuterte der Club.
Der Manipulationsskandal bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen hatte den Autoclub ins Schleudern gebracht. Seitdem wurden Fragen laut und Unstimmigkeiten bekannt. Der Club arbeite mit Hochdruck an der Klärung, sagte ADAC-Sprecher Christian Garrels.
Der ADAC, mit knapp 18,9 Millionen Mitgliedern nach eigenen Angaben zweitgrößter Autoclub der Welt, verzeichnete 2013 etwa 490 000 Kündigungen. Dennoch lag der Netto-Zuwachs bei rund 528 000.
Inzwischen untersuchen externe Experten des Wirtschaftsprüfers Deloitte, ob bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen auch die Platzierung der Hersteller gefälscht wurde. „Die Wirtschaftsprüfer arbeiten mit Hochdruck daran“, sagte ADAC-Sprecher Garrels. „Ich gehe davon aus, dass wir die Ergebnisse diese Woche noch haben werden.“ Anfangs hatte es geheißen, der zurückgetretene Kommunikationschef Michael Ramstetter habe nur die Stimmenzahl bei dem Autopreis nach oben frisiert, die Reihenfolge der Fahrzeuge sei aber nicht betroffen.
Auch bei allen anderen Fragen und Vorwürfen, etwa bei angeblich von Dritten mitfinanzierten Badegewässertests in den 1990er Jahren, arbeite der ADAC an der Klärung: „Wir arbeiten all das auf, was im Raum steht.“ Die Ergebnisse sollen in die bereits begonnenen Reformprozesse einfließen.
Präsident Peter Meyer hatte am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Günther Jauch“ eine grundlegende Reform des Autofahrerclubs angekündigt. „Wir werden die Axt anlegen und uns dabei von externen Beratern begleiten lassen“, sagte Meyer. „Wir wollen komplette Aufklärung und wir wollen eine deutliche Transparenz sofort einführen.“ Die ADAC-Pannenstatistik etwa sei nicht repräsentativ, das müsse künftig deutlicher betont werden.
Unklar ist weiter, ob der ADAC seinen Vereinsstatus behalten wird. Nach dem Antrag einer Privatperson auf Löschung aus dem Vereinsregister sei der Verband um Stellungnahme gebeten worden, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts München am Montag. Das Gericht warte nun darauf. Die Prüfung könne längere Zeit in Anspruch nehmen.