ADAC-Skandale: Mitglieder bleiben erstaunlich leise
Kritische Fragen, aber keine Revolte. Regionalchef Peter Meyer will seinen Posten behalten.
Köln. Von Aufruhr oder Revolte ist nichts zu spüren vor den Türen der Mitgliederversammlung des ADAC Nordrhein. Scherzend und meist beschwingten Schrittes trudeln die rund 400 angemeldeten Mitglieder im Kölner Congress Centrum ein. Doch die Negativschlagzeilen, die der Bundes-ADAC seit einigen Wochen macht, lassen wohl niemanden kalt. Viele Mitglieder haben offene Fragen — speziell an den Regionalclub-Vorsitzenden Peter Meyer, der Mitte Februar nach wochenlangen Querelen als ADAC-Präsident seinen Hut genommen hatte.
„Ich möchte wissen, ob die Führung jetzt gelernt hat, dass sie die Dinge transparent und offen machen muss“, sagt Theo Krechel, der am Freitagabend als Delegierter des Ortsclubs Solingen gekommen ist. „Was da rausgekommen ist, das gehört sich einfach nicht.“ Er hoffe jedoch, dass die ganze Affäre im Endeffekt eine heilsame Wirkung hat: „Die da oben sind jetzt wachgerüttelt worden, und es wird sich einiges zurechtrücken“, meint Krechel, der seit 50 Jahren ADAC-Mitglied ist.
Für Aufsehen hatte vor allem gesorgt, dass bei der Wahl zum „Lieblingsauto der Deutschen“ jahrelang getrickst worden war. Stimmenzahl und Rangfolge wurden gefälscht. Der damalige ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter hatte die Manipulationen eingeräumt und seinen Posten niedergelegt. Einige Wochen später trat Präsident Meyer zurück, lehnte die politische Verantwortung für die Geschehnisse aber ausdrücklich ab.
Als Vorsitzender des mächtigen ADAC Nordrhein — mit rund 2,6 Millionen Mitgliedern der mit Abstand größte Regionalclub — will er weiter am Ruder bleiben. „Ich bin seit vielen Jahren für den ADAC tätig, es macht mir Spaß, und ich fühle mich im ADAC Nordrhein gut aufgehoben“, sagt Meyer nach der Mitgliederversammlung, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.
Die Krise des Bundes-ADAC habe mit dem ADAC Nordrhein nichts zu tun, meint Manfred Steinröder, Delegierter des Motorsportclubs Langenfeld. „Wichtig ist doch, dass die Jugendarbeit gut läuft, die Pannenhilfe und das Rettungswesen.“ Die sonstigen Geschäfte, Firmen oder Versicherungen des ADAC seien für die Arbeit vor Ort irrelevant.
Es gibt aber auch andere Stimmen. „Herr Meyer sollte sein Amt zur Verfügung stellen“, sagt ein Mann, der namentlich nicht genannt werden will. Und ein anderer meint: „Wenn ich er wäre, würde ich zumindest mal eine Art Vertrauensfrage stellen.“ Doch bei der Versammlung werden nach Angaben von Teilnehmern keine Rücktrittsforderungen laut. Es seien aber viele Fragen zu den Ereignissen gestellt worden, darunter auch kritische.