Adeles Tourauftakt: Unprätentiös und unwiderstehlich
Hamburg (dpa) - Adele weiß, was sie kann. Noch bevor ihre Silhouette im Scheinwerferlicht zu erkennen ist, setzt sie dieses Wissen ein - „Hometown Glory“ singt die Britin aus dem Off. Die Zuschauer, die gerade noch ungeduldig gepfiffen haben, sind ruhig.
Mehr als diese kräftige Soulstimme braucht es nicht, um den Docks Club auf St. Pauli zu erfüllen. Und Adele weiß auch das. Unprätentiös, in schwarzen Leggins und schwarzem Poncho, kommt sie am Samstagabend auf die kleine Bühne. Keine große Show, kein Glitzer oder Glamour, kein Firlefanz. Stattdessen Wohnzimmeratmosphäre beim Deutschland-Tourauftakt eines Shootingstars.
Erst 22 Jahre ist die gebürtige Londonerin alt und hat schon zwei viel beachtete Alben veröffentlicht. Ihr Debüt „19“ brachte ihr zwei Grammy Awards ein, die erste Single „Chasing Pavements“ verkaufte sich weltweit mit großem Erfolg. Umso größer die Erwartungen bei ihrem zweiten Werk, „21“.
Doch Adele bleibt vom Trubel um ihre Person und dem Lob für ihr Talent scheinbar unbeeindruckt. „Vor zwei Monaten konnte ich mich nicht mehr erinnern, wie man dieses Lied auf der Gitarre spielt - ich hoffe, es klappt jetzt“, kündigt Adele „Daydreamer“ an. Natürlich klappt es. So, wie eigentlich alles an diesem Abend. Gefühlvoll gibt sie den „Lovesong“ von der Band „The Cure“ zum Besten.
Einen Coversong später beweist die Britin Humor. „Mal gucken, ob ich das so gut hinbekomme wie Lena“, sagt sie und stimmt „My Same“ an. Eigentlich stammt das Lied aus ihrer Feder - doch in der ersten Sendung „Unser Star für Oslo“ präsentierte es die deutsche Grand-Prix-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut und zog eine Runde weiter.
Auch wenn der Takt zwischendurch schneller wird, an diesem Abend in Hamburg überwiegen - wie auch auf ihrem neuen Album - die Balladen. Mal in Begleitung ihrer fünfköpfigen Band und den beiden Backgroundsängerinnen, mal nur mit Unterstützung am Piano oder auch ganz alleine: Adele sitzt auf dem Barhocker, wippt den Fuß im Takt und zieht mit ihrer Ausstrahlung alle in den Bann. Die 22-Jährige ist mit sich im Reinen - und sie weiß natürlich auch, was die Fans zum Abschied hören wollen: „Rolling In The Deep.“ Doch nach nur knapp eineinhalb Stunden kommt dieser Höhepunkt des Abends vielen zu früh.