Adieu Spießigkeit — die Kuckucksuhr ist heute Kult
Neben den bewährten beleben neue Modelle das Geschäft. Verkauft wird der Zeitmesser aber vor allem ins Ausland.
Schonach. Die Schwarzwälder Kuckucksuhr hat sich gemausert. Vor einigen Jahren galt sie noch als Symbol für Spießigkeit, das sich allenfalls japanische oder amerikanische Touristen bei ihren Rundreisen durch Europa aufschwatzen ließen. Doch in jüngster Zeit erlebt die Kuckucksuhr einen Boom. Mitunter in veränderter Form, gilt sie inzwischen als Kultobjekt.
Ingolf Haas aus Schonach (Schwarzwald), Vorsitzender des Vereins „Die Schwarzwalduhr“, sagt: „Vor fünf, sechs Jahren habe ich um die Zukunft der Kuckucksuhr gezittert — jetzt bin ich aber sehr glücklich und optimistisch.“ Haas leitet in vierter Generation die Uhrenmanufaktur Rombach & Haas. Das Geschäft gehe wieder deutlich bergauf.
Zum einen habe das mit der verbesserten Wahrnehmung des Schwarzwaldes zu tun. Zum anderen hätten verschiedene Uhrenhersteller neue, bunte Formen von Kuckucksuhren erfunden. Diese kämen bei einem großen Kundenkreis gut an.
Farbenfroher sind die neuen Modelle — ein Grund für das Comeback der seit dem frühen 18. Jahrhundert produzierten Kuckucksuhr. Der Künstler Stefan Strumbel beispielsweise motzt die Kuckucksuhren mit Flügeln, Waffen und Engelchen auf. Und er nutzt grelle Farben wie Pink und Orange.
Das wirkt. Laut Ingolf Haas haben sich in den vergangenen beiden Jahren die Umsätze dieser neuen Formen von Kuckucksuhren verdoppelt. 2011 seien rund 110 000 Schwarzwälder Kuckucksuhren verkauft worden.
Der Heimatmarkt spielt dabei aber nach wie vor eine kleine Rolle. „Ich schätze, dass höchstens zehn Prozent dieser 110 000 Uhren an deutschen Wänden hängen“, betont Haas. Die meisten gingen in die USA. Aber auch der chinesische Markt gewinne immer mehr an Bedeutung.