Politisch und provokativ Am Rosenmontag fährt die Weltpolitik mit

Köln/Mainz (dpa) - Es ist nicht bekannt, ob Donald Trump - dessen Vorfahren ja immerhin aus Deutschland kommen - überhaupt weiß, was genau ein Rosenmontagszug ist. Mitfahren wird der US-Präsident auf den Umzügen in diesem Jahr aber in jedem Fall - als Karikatur.

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Sowohl Köln als auch Mainz, zwei Hochburgen der fünften Jahreszeit, enthüllten am Dienstag ihre Motivwagen. Und zweimal ist Trump prominent mit dabei.

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In Köln wird der neue Herr im Weißen Haus zum ungezogenen Schüler degradiert. Der kleine „Donald J.“ kommt als Neuling in eine Schulklasse. In der Schultüte hat er die Nuklear-Codes, der Lehrerin - einer Freiheitsstatue - packt er prompt unter das Kleid. Neben ihm sitzen will keiner, mal abgesehen von Russlands Präsident Wladimir Putin. „Deutlicher kann man die Situation nicht zeigen“, findet der Zugleiter Christoph Kuckelkorn.

In Mainz wird der US-Präsident dagegen zum „Trump-el-tier“, zum Elefanten im Porzellanladen. „Er hat schon jede Menge Porzellan zertreten“, sagt Wagenbauer Dieter Wenger, „und wie es aussieht, wird er auch in Zukunft noch einiges zerdeppern.“ Trumps Gesichtszüge sind dabei ziemlich detailliert in den Kunststoff geschnitten worden. So erkenne man ihn leichter, erklärt Wenger. Nur Mund und Haartolle seien leicht überzeichnet worden.

Dass der US-Präsident in diesem Jahr eine prominente Rolle spielen würde, war selbstverständlich zu erwarten. Überhaupt liefert die momentan reichlich verworrene Weltpolitik ziemlich viel Stoff für die Wagenbauer. Da wären ja auch noch: der Brexit (Großbritanniens geplanter EU-Austritt), der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der Aufschwung der Rechtspopulisten, und und und.

„In diesem Jahr war die große Herausforderung, die Themen zu selektieren. Es gibt eine große Vielfalt. Das ist ein großer Schatz im Moment“, sagt Kölns Zugleiter Kuckelkorn.

In Mainz hat man sich etwa für einen Motivwagen „Wut-Zwergenaufstand“ entschieden. Dabei hält ein Zwerg die Forderung hoch: „Macht den Zaun höher“. Auf anderen Schildern heißt es: „Das Beet ist voll“ oder „Gegen fremde Blumen in meinem Garten“ - eine Spitze gegen die AfD. „Ich kann mir auch vorstellen, dass es da ein paar Anfeindungen gibt, aber das werden wir gut durchstehen“, sagt der Präsident des Mainzer Carneval-Vereins (MCV), Reinhard Urban.

Zum Brexit wird eine sinkende Britannia mit dem Po im Wasser vorgeführt, die dem EU-Dampfer den Mittelfinger zeigt. Der türkische Staatschef Erdogan fährt auf einem Rasenmäher umher, dabei kommen auch die Sonnenblumen der Demokratie und Pressefreiheit unters Messer.

In Köln wiederum wird der Brexit zum Aufstand in der Krabbelgruppe EU. Ein verdatterter Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schaut zu, wie sich der britische Außenminister Boris Johnson auf und davon macht - lächelnd betrachtet von der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen. Ein anderer Wagen knöpft sich den Bundestagswahlkampf vor: Angela Merkel liegt als Käfer ziemlich hilflos auf dem Rücken, während SPD-Herausforderer Martin Schulz als Biene heransummt.

Die Kölner und Mainzer Wagen gelten allerdings im Vergleich zu denen aus Düsseldorf als brav - und die werden auch bis zum Zug geheim gehalten. In Köln greifen gar nicht so viele Wagen die große Politik auf, sondern gesellschaftliche Themen wie Erziehung und Lern-Stress. Und man wundert sich ein wenig, dass in Köln scheinbar nirgendwo ein Kommentar zu Erdogan oder der AfD zu sehen ist. Zugleiter Kuckelkorn antwortet auf die Frage danach allerdings vielsagend: „Lassen Sie sich mal überraschen.“