Düsseldorf Prozess: Was ist Immendorff’s Erbe wirklich wert?

Düsseldorf. Am 28.Mai vor zehn Jahren starb Jörg Immendorff. Seiner Ehefrau Oda Jaune vererbte der Malerfürst 542 Gemälde und rund 4000 Grafiken. Doch was ist dieser Nachlass tatsächlich wert?

Foto: Meister

Darum ging es am Dienstag vor dem Düsseldorfer Landgericht. Denn immer noch streitet sich die Witwe des Künstlers mit dem unehelichen Sohn ihres verstorbenen Mannes um den Pflichtteil, den der heute 18-jährige Jean-Louis erhalten soll.

Ein Achtel des Vermögens stehen dem jungen Mann zu. Rund 1,1 Millionen Euro hat er schon erhalten, doch Jean-Louis fordert auch einen Anteil an dem künstlerischen Erbe. Vor vier Jahren standen die Parteien kurz vor einer Einigung. Oda Jaune wollte einen Teil der Kunstwerke abgeben. Doch am Ende kam es zu keinem Vergleich.

Markus Eisenbeis. selbst Auktionator, hat vom Gericht den Auftrag, den Wert des Nachlasses zu schätzen. Bei mehr als 4500 Kunstwerken eine ungeheuer zeitaufwändige Aufgabe. Mit völlig offenem Ergebnis. Denn er muss einschätzen, wie viel der Nachlass an dem Tag wert war, als Immendorff gestorben ist.

Damals gab es Schätzungen, die den Wert der Gemälde und Grafiken auf 58 Millionen Euro bezifferten. Demgegenüber präsentierte der Anwalt von Oda Jaune dem Gericht die Einschätzung eines Experten des Auktionshauses Christie’s. Der wiederum taxiert die Kunstwerke auf etwa vier bis fünf Millionen Euro. Denn wenn man den kompletten Immendorff-Nachlass auf den Markt wirft, stürzen die Preise innerhalb kürzester Zeit in den Keller.

„Der Kunstmarkt ist klein“, so Eisenbeis. Und die Immendorff-Gemälde gehen nicht gerade weg wie warme Semmeln. Der Kunstexperte präsentierte eine Statistik aus dem Jahr 2008. Damals blieben bei Auktionen 50 Prozent der Werke des Malerfürsten liegen. Bei Immendorff käme es zudem auf den Zustand an, in dem sich die Werke befinden. Die müsste Eisenbeis mit einem Restaurator an mehreren Standorten überprüfen. Wie das Gutachten erstellt werden soll, wird noch entschieden.