Amoklauf in Oakland: Die Opfer hatten keine Chance

Ein 43-Jähriger richtet an einem US-College ein Blutbad an. Sieben Menschen sterben im Kugelhagel, zehn werden verletzt.

San Francisco. Monatelang soll er nicht an seiner Universität gewesen sein. Am Montagmorgen (Ortszeit) kehrte er — so die Polizei — als Amokläufer an das kleine Privatcollege in Oakland in Kalifornien zurück.

Erschütterte Studenten sprechen von Szenen einer Hinrichtung, als der mutmaßliche Täter ein Blutbad mit sieben Toten anrichtet. Er habe seinen früheren Kommilitonen befohlen, sich an einer Wand aufzustellen, sagte Zeuge Paul Singh dem „San Francisco Chronicle“.

Der 20-Jährige gab wieder, was ihm seine Schwester berichtet habe. „Sie rief mich an, während sie rannte und sagte, sie sei getroffen worden.“ Die Studentin mit einer Schusswunde am Arm zählte zu den Überlebenden eines Amoklaufes, das Oaklands Polizeichef Howard Jordan als „schockierendes und sinnloses“ Verbrechen beschrieb.

An der Oikos University wurden zehn Menschen angeschossen, fünf starben direkt im Kugelhagel, zwei erlagen später ihren Verletzungen.

Als mögliches Motiv nannte Jordan gestern einen Groll gegen die Schulleitung und Mitschüler, den der Tatverdächtige nach eigenen Angaben hegte.

Der 43-Jährige koreanischer Abstammung entkam zunächst, rund eine Stunde später konnte er in einem Einkaufszentrum gefasst werden. Angestellten eines Supermarktes habe er gesagt, dass er Menschen erschossen habe und festgenommen werden müsse, berichteten US-Medien. Augenzeugen beschrieben den untersetzten Mann als ruhig.

Vom Tatort zeigten Fernsehbilder Menschen, die schreiend, teils blutverschmiert aus dem kleinen christlichen College in der Stadt Oakland flüchteten. Polizisten in Kampfausrüstung halfen Verletzten aus dem Gebäude. Einige wurden auf Tragen herausgeholt. Für andere kam die Hilfe zu spät. Sie wurden auf dem Rasen vor der Schule abgelegt und mit Tüchern bedeckt.

Den Beamten habe sich eine „extrem chaotische Szene“ geboten, sagte Polizeichef Jordan. Die Polizei musste Fenster und Türen aufbrechen, um zu den Opfern vorzudringen. Studenten hatten sich aus Angst verbarrikadiert.

Gewalt passt nicht in das Bild der Oikos University, die „christliche Werte“ auf ihrer Website auflistet. Zumeist asiatische Schüler belegen dort Kurse für Medizin, Musik, religiöse Studien und Krankenpflegerlehrgänge.

An US-Schulen und Universitäten kommt es immer wieder zu Amokläufen. Erst im Februar hat ein 17-Jähriger drei Jugendliche an einer Schule in Ohio erschossen. Solche Verbrechen geben der Diskussion über das Waffenrecht neue Nahrung. Oaklands Bürgermeisterin forderte, die „Verfügbarkeit von Waffen“ zu hinterfragen.

Allein 2010 starben mehr als 11 000 Menschen bei Verbrechen mit Schusswaffen. Doch der Waffenbesitz wird von der Verfassung garantiert. Der Widerstand gegen staatliche Regulierung ist immens. Die mächtige Waffenlobby NRA sieht sich als Beschützer des Gesetzes, das Selbstverteidigung zum Grundrecht erhebt.