Amoklauf: Innenminister soll über folgenschwere Verfolgungspanne berichten
Nach Medienberichten hatte die Polizei den 17 Jahre alten Amokläufer Tim K. bereits gestellt, bevor er in ein Autohaus in Wendlingen entkommen konnte und dort noch zwei Menschen erschoss.
Stuttgart. Über die neuen Erkenntnisse zum Amoklauf vonWinnenden und Wendlingen soll Innenminister Heribert Rech (CDU) nachdem Willen der Opposition umgehend dem Landtag berichten. SPD und Grünestreben nach dpa-Informationen vom Montag eine Sondersitzung desInnenausschusses noch in dieser Woche an.
Beide Fraktionen sindverärgert, dass Rech das Gremium am vergangenen Mittwoch nicht über denneuen Ermittlungsstand informiert hatte. Das Nachrichtenmagazin "Focus" hatte berichtet, dass es bei der Verfolgung des Amokläufers eine folgenschwere Pannegegeben hatte.
Danach hatte die Polizei den 17 Jahre alten Amokläufer Tim K.bereits gestellt, bevor er in ein Autohaus in Wendlingen entkommenkonnte und dort noch zwei Menschen erschoss. Nach den bisherigenAngaben zum Tatverlauf hatte es geheißen, der Amokläufer sei erst nachseinem Eindringen in das Autogeschäft von der Polizei durch Schüssegetroffen worden.
Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigten den Tatablauf, wie ihn dasMagazin geschildert hat. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech(CDU) wies am Sonntag aber den Vorwurf einer Panne zurück. „Ich kannnoch nicht von einer Panne sprechen, die Ermittlungen laufen ja noch“,sagte er in Baden-Baden.
Es müssten noch Zeugen vernommen, Filmeausgewertet und Daten analysiert werden, sagte er. „Der Prozess desTatablaufs ist ein sehr dynamischer Prozess“, sagteLandespolizeipräsident Erwin Hetger. Es gebe traumatisierte Zeugen,eine Beweisaufnahme sei in derartigen Situationen sehr schwierig.
Tim K. war bei der Verfolgung durch die Polizei durch zwei Schüsseeines Beamten in die Beine getroffen worden. Wie Staatsanwaltschaft unddie Polizei Waiblingen am Samstag in einer Beschreibung des neuenTathergangs mitteilten, sei er der Aufforderung nachgekommen, die Waffehinzulegen und die Hände zu erheben.
Als sich der Polizist ihm näherte,habe Tim K. die Pistole ergriffen und wieder das Feuer eröffnet. DerBeamte sei in Deckung gegangen und habe mit weiteren Schüssen dieFlucht verhindern wollen. Der 17-Jährige sei aber in denEingangsbereichs des Autohauses gelaufen, den der Polizist nichteinsehen konnte, wie es hieß. Dort erschoss Tim K. zwei Männer.
Die Staatsanwaltschaft erklärte dazu, dass der Polizeibeamte sich sehrweit - etwa 25 bis 50 Meter - von dem Amokläufer befunden habe, alsdieser wieder aufgestanden sei. Der nun feststehende Ablauf sei durchAuswertungen des Funkverkehrs, von Videofilmen und der Luftbeobachtungdurch einen Helikopter ermittelt worden.
„Die Auswertung hat einegewisse Zeit gedauert“, sagte der Sprecher der Anklagebehörde. Auch seiman im Laufe der Ermittlungen mit weiteren Informationen an dieÖffentlichkeit zurückhaltend gewesen.