Annie Lennox: Das Gesicht der 80er wird 60 Von Michael Donhauser
Annie Lennox gehört zu den wenigen Musikern, die es nach ihrer großen Zeit nicht nötig haben, mit Remix-Alben Geld zu verdienen. Die Schottin hat sich musikalisch stets weiterentwickelt und gesellschaftlich eingebracht.
London (dpa) - Annie Lennox war nicht nur das Gesicht der 80er Jahre. Irgendwie war die Schottin mit dem wasserstoffblonden Kurzhaarschnitt auch Stimme und Frisur der 80er Jahre. Als Sängerin der Eurythmics wurde sie zwar nie zum ganz großen Superstar - aber sie prägte mit ihrer Musik und ihren Auftritten das Lebensgefühl einer Epoche mit. Am ersten Weihnachtsfeiertag (25. Dezember) wird die Musikerin mit dem androgynen Äußeren 60 Jahre alt.
In ihrer großen Zeit stand Annie Lennox für Hits wie „Thorn In My Side“ oder „Sweet Dreams (Are Made Of This“) - die einstigen Top-Ten-Songs sind inzwischen Evergreens. Nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten und Gesangspartner Dave Stewart startete Lennox eine erfolgreiche Solokarriere.
Sie gehört zu den Musikerinnen, die es nicht nötig haben, alte Lieder wieder aufzulegen. Erst vor kurzem veröffentlichte sie ihr neues Album „Nostalgia“ mit einer Auswahl von Jazz-Titeln. Im Jahr 2004 räumte die Schottin den Oscar ab - für ihren Filmsong „Into The West“, der den Teil der Herr-der-Ringe-Saga „Die Rückkehr des Königs“ untermalte.
Lennox' emotionsgeladener Liveauftritt im weißen langen Abendkleid bei der Oscar-Verleihung in Hollywood wurde berühmt - jedoch will die Mutter zweier erwachsener Töchter nicht so ganz in das Bild des stromlinienförmigen Showbiz passen. Privat gibt sich die Musikerin gern weniger prätentiös. Annie Lennox ist eine jener Künstlerinnen, die sich im Laufe ihrer Karriere immer wieder in politische und gesellschaftliche Diskussionen eingebracht haben.
Frauenrechte sind der aus einfachen Verhältnissen stammenden Tochter einer Köchin und eines Schlossers wichtig. Als junge Frau habe sie sich manchmal sogar absichtlich dumm gestellt. „Männer wollen von Frauen nicht in den Schatten gestellt werden. Ich denke, dass das immer noch so ist“, sagte sie kürzlich der „Sunday Times“.
Lennox, seit 2012 in dritter Ehe mit dem Südafrikaner Mitch Besser verheiratet, setzt sich auch für den Kampf gegen Hunger und Aids in Afrika ein. In ihrer schottischen Heimat hatte sich die Wahl-Londonerin in der heiß diskutierten Unabhängigkeitsfrage zuletzt deutlich für einen Verbleib Schottlands bei Großbritannien stark gemacht.