Warmes und stürmisches Regenwetter an Heiligabend
Offenbach (dpa) - Warm und windig statt weiß und winterlich: Eine kräftige westliche Wetterströmung beschert Deutschland an Heiligabend mildes und stürmisches Regenwetter. Die Temperaturen erreichen sieben bis zwölf Grad.
In den Alpen herrschen Schneemangel und Plusgrade. Vielerorts stehen die Lifte: Es ist zu warm, um Kunstschnee zu produzieren.
Besonders kräftig regnet es in Schleswig-Holstein und an der unteren Elbe. Nach tagelangem Dauerregen gilt dort weiter eine Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Feuerwehren und Technisches Hilfswerk waren im Dauereinsatz. Auf einen Hauch von weißer Weihnacht ist erst oberhalb von 300 bis 500 Metern zu hoffen. Die einzige Fährverbindung von Cuxhaven zur Hochseeinsel Helgoland war wegen des stürmischen Wetters und starken Wellengangs seit Montag eingestellt. Viele Weihnachtsreisende stiegen aufs Flugzeug um.
Überraschend ruhig blieb es zu Beginn der weihnachtlichen Reisewelle auf Deutschlands Straßen. Bis zum Dienstagnachmittag kam es nur auf einzelnen Autobahnen zu kurzen Staus. In Nordrhein-Westfalen gab es am frühen Nachmittag sogar überhaupt keine Staus, sagte ADAC-Sprecher Otto Saalmann in München. „Das gibt es sehr selten.“
Meteorologe Lars Kirchhübel vom DWD im hessischen Offenbach sagte am Dienstag leicht sinkende Temperaturen vorher. „Am Zweiten Weihnachtsfeiertag sind vor allem im Osten und Süden Schneeschauer oftmals bis in tiefe Lagen zu erwarten“, sagte der Experte. Allerdings fällt nur in den Staulagen der Mittelgebirge etwas mehr Schnee, in tieferen Lagen tauen die weißen Flocken auf dem noch warmen Boden gleich wieder weg.
Selbst auf dem Brocken im Harz - dem höchsten Berg Norddeutschlands - ist die Wahrscheinlichkeit einer weißen Weihnacht eher gering. Zwar würden die Temperaturen wohl in den Abendstunden des 24. Dezember unter die Null-Grad-Marke fallen, sagte ein Sprecher der Brocken-Wetterwarte. Allerdings sei derzeit noch nicht absehbar, ob sich auch Niederschlag einstellt.
Für Frühlings-Kapriolen sorgte unterdessen das milde Wetter in der Pflanzenwelt: Zum Weihnachtsfest sprießen schon einige Frühblüher wie Schneeglöckchen und Krokusse. Weiße Duftnarzissen und Kamelien stehen vereinzelt in voller Blütenpracht. Einige Rosen und Haselnüsse blühen, und manche Hecke treibt grüne Blätter aus.
Eine Aussage für das Wetter zwischen den Jahren fällt den Meteorologen derzeit noch schwer. „Wie lange die Winterperiode mit leichten bis mäßigen Nachtfrösten und Höchstwerten um leicht über null Grad anhält, ist noch sehr unsicher“, sagte Experte Kirchhübel. Eine entscheidende Rolle spiele ein Sturmtief über der Nordsee: „Je nach Zugbahn fällt der Hammer pro oder kontra Winter.“