Anonymer Spender schenkt der US-Stadt Erie 100 Millionen Dollar
Wohltätigkeit: Das Geld muss für soziale Zwecke eingesetzt werden.
Erie. In der Stadt Erie im US-Staat Pennsylvania herrscht Ratlosigkeit. Ein Wohltäter hat der wirtschaftlich schwer angeschlagenen Gemeinde 100 Millionen Dollar (69,45 Millionen Euro) geschenkt, mit denen Arbeitslosen, Obdachlosen, Behinderten, armen Kindern, kranken Senioren, Schulen, Universitäten, Entziehungeinrichtungen und Heimen für misshandelte Frauen geholfen werden soll. Einziger Haken: Der Spender will um jeden Preis anonym bleiben.
Derzeit empfängt Mike Batcheler, Chef des Sozialamts der 102000 Einwohner-Stadt, jeden Tag in seinem Büro Vertreter der designierten Empfängerorganisationen, um sie von ihrem Glück in Kenntnis zu setzen. Zwar glauben manche zunächst, dass der 52-Jährige, der für seinen unkonventionellen Humor bekannt ist, sich einen Scherz erlaubt. Immer aber folgen dann Reaktionen wie die von Susan Winter, Leiterin eines Altersheims: Als Batcheler ihr mitteilt, dass das Seniorenheim mit einem Scheck über 1,4Millionen Dollar rechnen darf, macht sie große Augen und schüttelt ungläubig den Kopf. Schließlich laufen ihr Tränen über die Wange, sie umarmt Mike Batcheler. Kitty Cancilla, Leiterin des größten Obdachlosenasyls in Erie, bricht sofort in Tränen aus. In ihrem Vierteljahrhundert als Heimleiterin, so Kitty, seien nie mehr als 25000 Dollar gespendet worden. Nun wird ihre Organisation bald zwei Millionen Dollar mehr haben.
Damit seien die Kosten für die nächsten zehn Jahre gedeckt, um täglich mehr als tausend Menschen Essen zu geben und fünf Dutzend Männern, Frauen und Kindern, die kein Dach überm Kopf haben, für ein paar Nächte ein warmes Bett zu bereiten.
Das Geld soll nach strikten Vorgaben des anonymen Philanthropen an 46 Organisationen verteilt werden. Batchelers Ziel ist es, bis Ende 2009 jeden Dollar überwiesen zu haben. Von Journalisten und Einwohnern der Stadt wird der Sozialarbeiter laufend mit Fragen bombardiert: Wer ist der anonyme "Weihnachtsmann"? Lebt er noch oder stammt das Geld aus einem Testament? Batcheler gibt immer die selbe Antwort: "Kein Kommentar". Der Spender, der lediglich als "Freund" der Stadt verstanden werden will, habe ihn auf Verschwiegenheit eingeschworen.
Sicher ist, dass wenige Städte die großzügige Gabe so nötig habe wie Erie. Früher ein Teil des "Stahlgürtels" von Pennsylvania, aus dem fast ein Drittel des Outputs der amerikanischen Stahlindustrie stammt, leidet die Region wie kaum eine andere unter den Subventionen, die ausländische Konkurrenten nutzen, um die Preise zu drücken. Jeder fünfte Bürger von Erie ist ohne Arbeit. Die Erwerbslosenrate beträgt fast das Vierfache des US-Schnitts. Für die Menschen von Erie ist die Spende deshalb ein Segen. Einer sagt: "Wir sollten nicht schnüffeln und Fragen stellen, sondern dem anonymen Weihnachtsmann einfach dankbar sein."