Kriminalität: Kartenlesegeräte manipuliert
Banden aus Osteuropa brechen in Geschäfte ein und machen die Geräte für EC- und Kreditkarten für sich auslesbar. Vom Ausland räumen sie dann Konten leer.
Wuppertal/Dortmund. Harmlos war der Einbruch in einem Wuppertaler Heimwerkermarkt. Ein paar Eimer Farbe, ein paar Pinsel nahmen die Täter mit. Niemand ahnte, dass der Mini-Klau reine Tarnung war. Wenige Tage später dann der zweite Einbruch im selben Markt. Das war kein Zufall. Mittlerweile steht fest: Die Einbrecher hatten beim ersten Mal ein Lesegerät für Kredit- und EC-Karten an der Kasse manipuliert, waren so an die Daten der Kunden gekommen und hatten dann vom Ausland aus im großen Stil Konten abgeräumt.
Anders als bei den herkömmlichen Manipulationsversuchen an öffentlichen Geldautomaten ist dem Kassenpersonal jedenfalls bislang noch nicht aufgefallen, dass da jemand über Nacht das Lesegerät aufgeschraubt, manipuliert und wieder zugeschraubt hat. Die Dortmunder Oberstaatsanwältin Ina Holznagel nennt die neue Masche "besorgniserregend". Bislang ist nur ein Täter gefasst worden. Er wurde in Frankreich erwischt, als er gerade mit einer Kartenimitation Geld abheben wollte. Dem Bankangestellten war zum Glück aufgefallen, dass zeitgleich in Australien jemand vom selben Konto Geld ziehen wollte.
Im Prozess offenbarte sich dann das Problem der Ermittler. Der ertappte Täter schwieg sich weitgehend aus. Er sagte lediglich, dass er mehr oder weniger zu dem illegalen Job gezwungen worden sei. Von den Hintermännern konnte oder wollte der Mann nicht mehr preisgeben.
Die einzig gute Nachricht: In den meisten Fällen wurden den Kunden die Schadenssumme mittlerweile erstattet. Gegen Betrügereien dieser Art sind Kreditinstitute versichert, zeigen sich nach Erfahrung der Ermittler zumeist kulant. Ratsam ist es, regelmäßig Kontoauszüge und Abbuchungsbelege zu kontrollieren. Nur wer sich meldet, hat gute Chancen, das Geld wiederzubekommen.
Bundesweit Die neue Kreditkarten-Masche - Einbruch, Lesegerät-Manipulation, Einbruch, Kontoplünderung - ist mittlerweile bundesweit zu beobachten. Aktenkundig sind Tatorte in Wuppertal, Dortmund, Castrop-Rauxel, Hamm, Singen, Göttingen, Wörth, Kassel, Hofheim und Königsbrunn.
Europaweit Die Konten der ahnungslosen Kunden werden zumeist vom Ausland aus mit Kartenduplikaten abgeräumt. Sehr beliebt bei den Tätern sind grenznahe Städte wie Venlo und Roermond in den Niederlanden.
Sicherheit Ab 2010 soll europaweit ein Kartensystem mit lesbarem Chip eingeführt werden, das ohne Magnetstreifen auskommt. Damit soll die Produktion von Kartenduplikaten unmöglich gemacht werden.