Anwalt: Kein Prozess gegen Strauss-Kahn
New York (dpa) - Dominique Strauss-Kahn bleibt der Prozess wegen versuchter Vergewaltigung vor einem Strafgericht in Manhattan erspart - dies teilte der Anwalt der Frau mit, die den ehemaligen IWF-Chef beschuldigt hat.
Kenneth Thompson erklärte am Montagabend nach einem Gespräch mit der Staatsanwaltschaft, dass diese ihre Anklage zurückziehen werde. „Cyrus Vance verneint einer Frau das Recht, das ihr in einem Fall von Vergewaltigung zusteht“, warf Thompson dem höchsten Staatsanwalt von Manhattan vor. Frauenrechtlerinnen und Afroamerikaner hatten schon vor der Entscheidung angekündigt, bei einem vorzeitigen Ende des Verfahrens auf die Straße gehen zu wollen. Das New Yorker Zimmermädchen, das Strauss-Kahn der sexuellen Gewalt beschuldigt, ist eine 33-jährige Witwe aus dem westafrikanischen Guinea und alleinerziehende Mutter.
Strauss-Kahn wird am Dienstag zur nächsten Anhörung in dem Justizdrama vor Gericht erwartet. Nach Informationen von CNN will Vance die Gründe für seinen Rückzug bis zu diesem Termin schriftlich an den zuständigen Richter Michael Obus übergeben und ihn bitten, das Verfahren offiziell einzustellen. Demnach will der Ankläger detailliert in einem Schriftstück aufführen, warum er das angebliche Opfer von Strauss-Kahn nicht für glaubwürdig hält und sich deshalb gezwungen sah, den Fall aufzugeben.
Die Entscheidung bedeute nicht, dass Strauss-Kahn für unschuldig befunden wurde, hatten Rechtsexperten zuvor in US-Medien erläutert. Vielmehr sehe die Staatsanwaltschaft angesichts von Widersprüchen und Lügen in den Aussagen des angeblichen Opfers wenig Chancen, einen Prozess gegen den Franzosen zu gewinnen. Ungeachtet dieser Gründe warf Thompson dem Ankläger vor, er versage „unseren Müttern, Schwestern und Ehefrauen“ den Schutz für den Fall, dass „sie Opfer eines sexuellen Überfalls würden“.
Der ehemalige Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) war von einem New Yorker Zimmermädchen der sexuellen Gewalt beschuldigt worden. Er habe versucht, sie am 14. Mai in seiner Hotelsuite zu vergewaltigen und sie zu Oralsex gezwungen. Inzwischen hat die Frau aus Westafrika eine Zivilklage gegen Strauss-Kahn angestrengt und fordert eine finanzielle Entschädigung.