Arbeiter mit PCB belastet: Anzeige gegen Entsorgungs-Firma
Dortmund/Arnsberg (dpa). Die dramatisch erhöhten PCB-Werteim Blut von Mitarbeitern der Dortmunder Entsorgungsfirma Enviobeschäftigen jetzt auch die Staatsanwaltschaft.
„Wir haben Anzeigegegen wegen fahrlässiger oder vorsätzlicher Körperverletzungerstattet“, sagte Jörg Linden, Sprecher der Arnsberger Bezirksregierungam Montag.
Der als krebserregend geltende Stoff war in einer nur für gereinigteMaterialien zugelassenen Halle des Trafo-Entsorgers entdeckt worden.Daraufhin wurde das Blut von 37 Mitarbeitern untersucht. Einer derMänner hatte mit 225 Milligramm PCB pro Liter Blut eine 25 000 Malhöhere Belastung als der Durchschnitt der Bevölkerung. Der Betrieb warschon vor Wochen von der Arnsberger Bezirksregierung bis auf weiteresstillgelegt worden.
Das Unternehmen hatte sich am Samstag „tief erschüttert und ebensoüberrascht“ über die Funde gezeigt. Die bisherigenVorsorgeuntersuchungen hätten „nie Hinweise auf irgendwelche erhöhtenPCB-Konzentrationen im Blut unserer Beschäftigten“ ergeben, erklärteGeschäftsführer Dirk Neupert. Das Unternehmen werde sich bemühen, „denSachverhalt umfassend aufzuklären“.
Die Staatsanwaltschaft in Dortmund ermittelt bereits gegen dasUnternehmen wegen des Verdachtes der Luft- und Bodenverunreinigung. DerFund von PCB-belastetem Material in der nur für aufbereiteteMaterialien reservierten Halle hatte die Gesundheitsuntersuchungen insRollen gebracht. Später wurden auch auf dem Freigelände der Firmaerhöhte PCB-Konzentrationen festgestellt. Daraufhin wurde der Betriebkomplett stillgelegt, sagte Linden.
Neben der Untersuchung des Blutes der Envio-Mitarbeiter werden auchnoch rund 300 Blutproben von Arbeitern anderer Unternehmen untersucht,die auf dem Envio-Gelände als Untermieter ansässig sind. Erst dannlasse sich abschätzen, ob noch weiterreichende Untersuchungen nötigsind, sagte Linden. Die Envio-Arbeiter wurden am Samstag über die zumTeil dramatisch erhöhten Werte informiert. Laut Linden gab es auf derBetriebsversammlung keine lauten Töne: „Ganz im Gegenteil: Es herrschtezunächst Schockstille.“
Die betroffenen Arbeiter des Unternehmens, das unter anderem mitPolychlorierten Biphenylen (PCB) belastete Transformatoren entsorgt,sollen nach Auskunft der Bezirksregierung in den kommenden Jahrenweiter untersucht und begleitet werden. Bisher gebe es aber bei keinemder Männer Anzeichen einer Krebserkrankung.
Bislang sei wenig über den seit 1989 in Deutschland verbotenenGiftstoff bekannt. Eine spätere Gesundheitsschädigung der Arbeiter seiaber aufgrund der drastisch erhöhten Werte keinesfalls auszuschließen.Dazu komme bei den Arbeitern die psychiologische Komponente: „Diewissen, sie haben das im Körper und es baut sich nur sehr langsam ab.Und damit müssen sie nun leben“, sagte Linden.