Archäologischer Park Xanten: Multi-Kulti im römischen Imperium
Offene Grenzen und eine einheitliche Währung machten Zuwanderung leicht. Eine Ausstellung zeigt, wie mobil die Antike war.
Xanten. Reisefreiheit, offene Grenzen und eine einheitliche Währung — in weiten Teilen Europas ist das heute eine Selbstverständlichkeit. Das war im riesigen Römischen Reich vor 2000 Jahren nicht viel anders, Migration war damals bereits Alltag. Ob Soldaten, Händler und Handwerker oder die zwangsweise Umsiedlung von Sklaven-Zuwanderung hatte im Imperium Romanum viele Facetten.
Was es in der Antike bedeutete, die Heimat zu verlassen und fremd zu sein, macht die Ausstellung „Überall zu Hause und doch fremd“ im Römermuseum im niederrheinischen Xanten deutlich. „Das ist Multi-Kulti“, sagt die Archäologin und zugleich Kuratorin der Schau, Maike Sieler, über die Migration in der Antike. Von Schottland bis zum Euphrat und nach Nordafrika reichte das Imperium Romanum in seiner Blütezeit mit schätzungsweise 60 Millionen Einwohnern.
Von heute an geht die Schau anhand von Einzelschicksalen den vielfältigen Gründen nach, warum Menschen ihre Heimat verließen, um sich in anderen Provinzen des riesigen Imperiums niederzulassen. Die Spuren der Migranten werden anhand von Grabbeigaben, Gedenksteinen, Münzen und Briefen verfolgt.
Tausende Menschen kamen als Legionäre in die nordwestlichen Grenzprovinzen an den Rhein, die Donau oder nach Britannien. Etwa 400 000 Mann gehörten zudem zu den Hilfstruppen, die Rom aus unterworfenen Völkern rekrutierte.
Ein mit exklusiven Gaben versehenes Frauengrab wurde vor einigen Jahren in Bonn entdeckt. Es enthielt ungewöhnliche Geldstücke aus dem Gebiet des heutigen Anatoliens. Forscher mutmaßen, dass die Frau Angehörige eines römischen Soldaten war und ihm durch ferne Länder bis ins Rheinland folgte. Die Münzen hatte sie wohl als Andenken gesammelt. Von Heimweh zeugt die Inschrift auf dem Grabstein der Griechin Demo in Bonn: „Hier liege ich nun so fern meiner Heimat.“ Auch diesen können Besucher der Schau sehen.
Das wohl wertvollste Objekt der Ausstellung ist per Sonderfracht im Flugzeug aus dem British Museum in London an den Niederrhein gekommen: ein prächtig verzierter Zaumzeugbeschlag aus versilberter Bronze, der Mitte des 19. Jahrhunderts bei Xanten ausgegraben worden war. Erstmals wird die Porträtscheibe nun am Ausgrabungsort ausgestellt. Aus der Scheibe ragt ein kleiner modellierter Kopf. Darauf sind die Xantener Kuratoren besonders stolz.