Armani, Chanel, Dior: Star- und Lichterglanz
Paris (dpa) - Es war - wie sie selbst bekannte - die erste Fashion-Show in Jodie Fosters Leben. Umso mehr Glanz verlieh die 48-jährige Schauspielerin der Präsentation von Giorgio Armanis Nobellinie Armani Privé, die sie - neben Regisseur Pedro Almodóvar und Sophia Loren - am Montagabend in Paris besuchte.
Überhaupt bedeutet es für die Haute Couture-Schauen (für Frühjahr/Sommer 2011) viel, dass hier mal wieder ein echter Superstar gesichtet wurde. Es gibt nur noch wenige Hunderte Frauen weltweit, die die in aufwendiger Handarbeit einzeln gefertigten Couture-Kleider kaufen. Da braucht es schon ein wenig Rummel und Aufmerksamkeit - schließlich gilt die Hohe Schneiderkunst als eine Art Schaufenster der Marken.
So schadete es auch nicht, dass die hochsympathische Foster nach der Schau sagte, sie würde - bei allem Lob - die Entwürfe selbst nicht anziehen. In der Tat wirkten Armanis Entwürfe derart über- oder außerirdisch, dass man sich fragte, bei welcher Gelegenheit diese Gebilde getragen werden könnten. Die Körper der Models schienen von flüssigem Metall umgeben zu sein. Schillernde Seide hatte der Italiener in elliptisch geschwungene Formen gegossen, mal als stahlgraues Kleid mit sich rundender Passe und lockeren Leggings, mal als rot glänzendes Kostüm mit schmalen Paspeln. Am meisten Aufsehen erregten seine langen Roben, die aus eleganten Tüten zu bestehen schienen. Ober- und Unterteil umschwebten förmlich den Körper, während ein knallroter Mittelgurt die Taille betonte.
„Couture soll auch für den Alltag sein“, sagte hingegen Karl Lagerfeld nach seiner Schau für Chanel am Dienstag. Seine Entwürfe belegten diesen Ansatz. Zarte, halbtransparente Gewänder, die wie Wasserkristalle schimmerten, kombinierte er zu schmalen, coolen Jeans und ganz flachen spitzen Pantöffelchen. Perfekt geschneiderte Kostümjacken in softem Rosé mit schwarzer Passe wirkten durch ausgewaschene Jeans jung, modern und frisch. Paillettenleggings peppten den cremefarbenen bestickten Tweedmantel auf. Überhaupt galt den Stickereien das Hauptaugenmerk in dieser wunderschönen Schau. Hunderte von kleinen Steinchen fügten sich zu schmalen Abendkleidern mit Satinbändern oder lockeren, silbern umfassten Oberteilen. Zum Teil erinnerten sie an verzierte Glasfenster, in denen das Licht sich bricht.
„Die Haute Couture ist die Seele unseres Hauses“, hatte Sidney Toledano, Chef des Hauses Christian Dior, nach dem Dior-Defilee am Vortag erklärt. Designer John Galliano hinterließ kaum Zweifel, dass in seinem Fall Couture wenig mit dem „echten Leben“ zu tun hat. Schon der Gedanke, in Gallianos prachtvollen Roben in ein Auto steigen zu müssen, treibt wohl jeder Frau die Schweißperlen auf die Stirn. Mehrlagig gefertigt, zu großartigen Seidenballons sich windend und mit atemberaubend feinen Stickereien versehen, schienen diese Entwürfe für den ganz großen Auftritt reserviert.
Galliano beherrscht die Kunst, gleichzeitig „in die Vollen zu gehen“ und dennoch subtil zu bleiben. Er hatte sich von den schwungvollen Strichen des legendären Modezeichners René Gruau (1909-2004) inspirieren lassen und kontrastierte Figurbetonung und schwellendes Volumen. Lindgrüne Abendroben waren mit Tüllblüten bestickt, unter dem gerafften Oberteil wand sich ein schmaler Bleistiftrock aus rotschimmernden Plättchen. Hutfeder und scharlachrote Lippen verstärkten den 50er-Jahre-Touch der Show. Anders als Jodie Foster bei Armani zeigte Pedro Almodovar, der auch bei Dior war, offenkundiges Bedauern, solchen Staat nicht anziehen zu können. „Ich bin keine Frau und kann das leider nicht tragen“, sagte er. „Aber der Spaß, es zu sehen, zählt.“