Powerfrau im Powerboot
Die Neusserin Simone Schuft setzt sich in einer Männer-Domäne durch. Auch Unfälle halten die 36-Jährige nicht auf.
Düsseldorf/Neuss. Eigentlich träumte Simone Schuft vom Fliegen. Stattdessen hebt die Neusserin seit acht Jahren mit ihrem Rennboot auf dem Wasser ab. Die 36-Jährige geht gerne an Grenzen. Dorthin, wo noch keine Frau vor ihr war — wie in das Cockpit eines superschnellen Rennboots oder zu einem 24-Stunden-Rennen. Auf der Wassersportmesse „boot“ in Düsseldorf wirbt die Power-Frau für ihren Sport, Besucher können ihr Renngerät bestaunen.
Doch wer das Risiko liebt, der lebt auch gefährlich. Gleich zu Beginn ihrer Rennboot-Karriere 2002 baute Schuft einen Unfall. Beim ersten Trainingstag liftete sie zu sehr den Außenbordmotor ihres offenen Katamaran und landete auf dem Rücken, dicht gefolgt von ihrem Renngerät.
„Ich bin mit Blaulicht ins Krankenhaus“, erzählt die Industriekauffrau, die das 220 Kilo-Boot mit ihren Körper abgefangen hatte. Am nächsten Tag saß sie mit dick bandagierten Armen wieder hinterm Lenkrad und gab Gas. Auch spätere Unfälle konnten sie nicht vom Rennsport abhalten. „In Dänemark erwischte mich die Bugwelle eines Schaufelraddampfers, so dass ich kopfüber eingetaucht bin“, berichtet sie amüsiert. „Mit einem breiten Grinsen bin ich wieder aufgetaucht.“
Inzwischen hat Schuft mit dem Rennkatamaran das Feld von hinten aufgerollt. 2009 erhielt sie das Angebot, als erste Frau überhaupt in einem Offshore-Boot bei der Honda Formula 4-Stroke Round Britain mitzufahren — als Navigatorin. Eine Chance, die sie natürlich beim Schopf packte.
„Wenn sich eine Tür auftut, gehe ich hindurch“, betont sie. „Ich gebe mich nicht mit dem zufrieden, was ich vorfinde, sondern will weitergehen.“ So stieß sie auch in der ADAC-Einsteigerklasse an für sie nicht zu akzeptierende Grenzen: „Ich wollte nach fünf Jahren mehr, aber es gab keine Aufsteigerserie.“
Die tat sich mit der Formula Four in Skandinavien auf, und Schuft bot sich als Fahrerin an. Das brachte den ADAC auf den Plan, und die Serie ging 2008 in Deutschland als Formula Mercury an den Start, mit Simone Schuft als einziger deutscher Fahrerin.
Doch nicht nur hier ist die 36-Jährige Pionierin der ersten Stunde. „Mein fahrerisch eindrucksvollstes Erlebnis war im vergangenen Jahr das 24-Stunden-Rennen Motonautique in Rouen“, schwärmt sie von dem berühmten Ausdauer-Spektakel, bei dem sie 2010 der einzige deutsche Teilnehmer war und die erste deutsche Frau.
Wegen ihres Geschlechts hatte sie in ihrem Sport nur einmal ein Problem. Bei der Worldtour 2007 durfte sie nicht beim Rennen in der saudi-arabischen Hafenstadt Jeddah starten. Grund: Frauen dürfen dort nur mit Vater, Ehemann oder Bruder einreisen. Die aber waren nicht zur Hand.
In dieser Saison wartet eine neue Herausforderung auf die Neusserin. Sie möchte mit ihrem Schuft Racing Team in dieser Saison beim 4S Worldchampion-Ship teilnehmen. „Das ist ein neuer Wettbewerb mit neuen Gegnern an neuen Rennplätzen.“